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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Salz der Erde, Licht der Welt

5. Sonntag im Jahreskreis, 9. Februar 2014

Das heutige Evangelium gehört zur Bergpredigt Jesu und folgt unmittelbar auf die acht Seligpreisungen (Mt 5,1-12). Diese Seligpreisungen entwerfen ein Bild des wahren Jüngers Jesu: Er ist arm vor Gott und barmherzig, sanftmütig und reinen Herzens, lauter und wahrhaftig, er stiftet Frieden und erträgt um Jesu willen Schmähungen und Verfolgung.
Zwei Bilder gebraucht Jesus, um zu zeigen, was seine Jünger sind, die nach seinem Wort leben und handeln: Salz der Erde und Licht der Welt.

Was würde der Welt fehlen ohne die Jünger Jesu, das heißt doch letztlich ohne die Christen? Würde ihr überhaupt etwas fehlen? Uns sagt Jesus im heutigen Evangelium: Wenn es euch, die Jüngerinnen und Jünger Jesu nicht gäbe, würde der Welt etwas ganz Wesentliches fehlen – nämlich Salz und Licht.

Salz macht die Speisen schmackhaft und haltbar. Nahrung ohne Salz ist fade und schal. Salz schützt vor Verderben und gibt Würze. Dabei kommt es immer auf das richtige Maß an, damit das Essen nicht versalzen und ungenießbar wird. Salz ist kostbar und lebensnotwendig. Früher nannte man es auch, das „weiße Gold“.

Licht, das die Dunkelheit überwindet, ist ein vertrautes Bild für Helligkeit, Freude, Orientierung und Hoffnung. 

Jesus sagt uns: Als Salz und Licht seid ihr dafür da, das Leben würzig und schmackhaft zu machen und zugleich dem Leben die nötige Klarheit und Orientierung zu geben. Unser Licht ist das Wort Gottes.

Der Schriftsteller und Nobelpreisträger Heinrich Böll (1917-1985) hat auf die Frage „Was würde der Welt fehlen ohne die Christen?“ eine beeindruckende und zugleich überraschende Antwort gegeben. Er, der selbst zeitweise ein sehr kritisches Verhältnis zur Kirche hatte, sagte: „Ich möchte lieber in der schlechtesten christlichen Welt leben als in einer nichtchristlichen; denn hier ist Raum für Krüppel und Kranke, für Alte und Schwache, und mehr noch als Raum für sie: Liebe für die, die nutzlos erscheinen (...) und ich glaube, dass Christen das Antlitz der Erde verändern können.“ Wenn alle, die zur Jüngerschaft Jesu gehören, all das tun, was Jesus in der Bergpredigt ausgeführt hat, dann sind sie die Kraft, um die Menschheit vor Fäulnis, heute sagen wir dazu, vor dem Werteverfall zu bewahren.
Zwei christliche Missionare, die sich in Indien vergeblich abgemüht hatten, Menschen für Christus zu gewinnen, wandten sich in ihrer Ratlosigkeit an Ghandi und fragten, was sie eigentlich falsch machen. Ghandi soll darauf geantwortet haben: „Ihr müsst mehr nach der Bergpredigt duften.“

Mir kommt hier Pater Rupert Mayer, der Apostel Münchens, in den Sinn, der 1987 selig gesprochen wurde. Bei ihm konnten die Leute, die ihm tagtäglich begegneten, erfahren, wie sehr er vom Duft der Bergpredigt erfüllt war. Wer ihm begegnete, kam mit Christus in Berührung. Wie hat er das gemacht? Er sagt selbst: „Es muss Wärme von uns ausgehen, den Menschen muss es in unserer Nähe wohl sein, und sie müssen fühlen, dass der Grund dazu in unserer Verbindung mit Gott liegt.“ Je tiefer wir mit ihm verbunden sind, desto glaubwürdiger und kräftiger können wir ihn bezeugen.

Pater Rupert Mayer hat die Bergpredigt Jesu gelebt. Daraus erwuchs seine Ausstrahlung und die Fruchtbarkeit seines Wirkens. Er war in einer Zeit, in der sich große Dunkelheit in unserem Land ausbreitete, wie eine leuchtende Fackel, ein Licht, das vielen Menschen Orientierung gab.

 Msgr. Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 9. Februar 2014

Lesungen zum 5. Sonntag im Jahreskreis am 9. Februar 2014