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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

„Petrus stirbt nicht“

Das römische Martyrologium kündigt das Fest der beiden Apostelfürsten mit den Worten an: „In Rom der Geburtstag der seligen Apostel Petrus und Paulus, die unter Kaiser Nero gelitten haben.“ Der Gedenktag galt geradezu als zweites Osterfest. Petrus, der Fischer aus Galiläa, wurde wohl zwischen 64 und 67 n. Chr. unter Kaiser Nero wie sein Herr und Meister am Kreuz hingerichtet. Sein Leichnam wurde in der Nekropole am Vatikanischen Hügel in einem Erdgrab bestattet. Da jedes Grab im antiken Rom heilig war, blieb die Grabstätte des heiligen Petrus erhalten und konnte von den Christen verehrt werden.

Paulus aus Tarsus verfolgte zuerst die Christen über die Maßen. Dann erfolgte auf dem Weg nach Damaskus plötzlich seine Bekehrung, als Christus, der Auferstandene, ihm erschien. Nach drei Missionsreisen (45-57 n. Chr.) und zweijähriger Haft in Caesarea kam er im Jahr 61 über Malta nach Rom. Weil er das römische Bürgerrecht besaß, hatte er Berufung an den Kaiser eingelegt. Um das Jahr 67 n. Chr. wurde er vor den Mauern der Stadt Rom enthauptet. Sein Leichnam haben Christen in der Nekropole an der Straße nach Ostia begraben.

Schon im Jahr 96 bezeugt Papst Clemens I. in einem Brief an die Gemeinde von Korinth das Martyrium der beiden Apostelfürsten in Rom. Der römische Presbyter Gaius beschreibt um das Jahr 200 genau die Lage der Apostelgräber: „Ich kann dir die Siegeszeichen der Apostel zeigen. Wenn du auf den Vatikanischen Hügel gehen willst oder auf die Straße nach Ostia, so findest du die Siegeszeichen der Apostel, die diese Kirche gegründet haben.“

Über jedem Grab der beiden Apostel wurde ein Tropaion (Siegesdenkmal) errichtet, zu dem schon in sehr früher Zeit die Christen pilgerten. Kaiser Konstantin ließ über dem Petrusgrab eine Basilika errichten, die im Jahre 326 vollendet wurde. Genau 1.300 Jahre später weihte Papst Urban VIII. die heutige Peterskirche mit der grandiosen Kuppel Michelangelos. Über dem Grab des Paulus erhebt sich seit dem Ende des vierten Jahrhunderts eine prachtvolle fünfschiffige Basilika.

In Caesarea Philippi, an den Quellen des Jordan gelegen, fragt Jesus die Jünger: „Für wen halten die Leute den Menschensohn?“ Ihre Antwort lautet: Er ist einer der Propheten. Danach fragt Jesus die Jünger zum zweiten Mal: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Simon Petrus erwidert als Wortführer der Zwölf: „Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Jesus preist auf dieses Bekenntnis hin Petrus selig. Nach den Worten Jesu verdankt er diese Einsicht dem Vater im Himmel. Er hat ihm Augen und Herz geöffnet. Mit der Seligpreisung verbindet Jesus eine Verheißung, die für die Kirche bis zum Ende der Welt von fundamentaler Bedeutung ist.

Allein und unmittelbar an Petrus gewandt sagt er: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen“ (Mt 16,18). Jesus macht Petrus und dessen Glauben zum Felsenfundament, auf das er seine Kirche bauen will. Wie die Grundmauer einem Haus Einheit und Festigkeit gibt, so soll Petrus, dem Jesus das oberste Lehr- und Hirtenamt überträgt, der Kirche Einheit und unerschütterliche Festigkeit gewähren. Weder die Macht des Todes noch die Macht Satans kann die Kirche zerstören.

Eine Öllampe aus den römischen Katakomben trägt die Umschrift: „Petrus stirbt nicht“. Simon, der Sohn des Jonas, ist gestorben. Petrus aber, der Felsengrund des Glaubens, lebt und wirkt in seinen rechtmäßigen Nachfolgern auf den Bischofsstuhl von Rom fort. 262 Päpste sind gestorben. Das Petrusamt jedoch bewahrt seine Jugendfrische und Lebenskraft, weil der Heilige Geist die Seele der Kirche ist. „Wo die Kirche ist, da ist auch der Geist Gottes“ (Irenäus von Lyon).

Msgr. Herbert Lang,Kirchenzeitung vom 29. Juni 2014

Lesungen zum Hochfest Hl. Petrus und Hl. Paulus am 29. Juni 2014