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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Ohne dein lebendig Wehn, kann nichts bestehn ...

Sechster Sonntag der Osterzeit, 5. Mai 2013

An den sieben Sonntagen zwischen Ostern und Pfingsten räumt die Liturgie den Abschiedsreden Jesu einen breiten Raum ein. Der Verfasser des vierten Evangeliums, „der Jünger, den Jesus liebte“, berichtet als einziger sehr ausführlich über die Reden beziehungsweise Unterweisungen, die Jesus beim Abschiedsmahl am Abend vor seinem Leiden den Zwölf anvertraut hat. In der heutigen Frohbotschaft verspricht Jesus den Jüngern als Erstes, dass er sie nicht allein lässt. „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ Wer Jesus liebt und nach seinem Wort handelt, den wird auch der Vater lieben. Wer am Wort Jesu festhält, wer es im Herzen bewahrt, wer es zur Mitte des Lebens macht, in dem wird Jesus mit seinem Vater wohnen.

Eine zweite Zusage gibt Jesus den zwölf Jüngern. Er verheißt ihnen den Beistand, den Heiligen Geist, den der Vater in seinem Namen senden wird: „Er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,26). Der Heilige Geist kam am Pfingstfest tatsächlich auf alle herab, die mit Maria, der Mutter Jesu, um seine Herabkunft gebetet haben. Der Geist Gottes lebt und wirkt in der Kirche, damit sie nie von der Wahrheit abweicht. Ja er will sie in die volle Wahrheit einführen. Die Kirche braucht den Heiligen Geist, um das Geheimnis der Person Christi und den Sinn seiner Worte und Zeichen tiefer zu verstehen. Er wird alles in Erinnerung rufen, was Jesus seinen Jüngern gesagt hat, damit sein Wort lebendig bleibt und nicht dem Vergessen anheimfällt.

Die Kirche ist das wandernde Gottesvolk. Sie wird auf ihrem Weg durch die Zeit immer wieder vor neue Fragen und Herausforderungen gestellt. Die Kirche braucht nichts notwendiger als den Geist Gottes, um in den Erschütterungen und Prüfungen der Gegenwart den rechten Weg zu finden und das Ziel ihrer Pilgerschaft nicht zu verfehlen. Das Ziel ist der Vater, zu dem der Auferstandene Herr schon heimgekehrt ist.

Der Heilige Geist bewegt die Herzen. Er lässt uns nicht verzagen, selbst wenn Stürme das Schiff in der Kirche und unser eigenes Lebensschifflein bedrohen. In der Pfingstsequenz betet die Kirche: „Ohne dein lebendig Wehn, kann im Menschen nichts bestehn, kann nichts heil sein noch gesund.“ Wie die Kirchengeschichte zeigt, ist der Heilige Geist derjenige, der die Kirche immer wieder erneuert und den richtigen Weg in die Zukunft finden lässt; vorausgesetzt, dass wir mit der Kirche auf seine Kraft vertrauen und uns von ihm überraschen lassen. Der Heilige Geist ist der wahre Unruhestifter, der die Kirche immer neu an ihre eigentliche Sendung erinnert. 

Erbitten wir an den Bitttagen und in der darauf folgenden Pfingstnovene die Kraft des Heiligen Geistes, damit der Kirche ein neues Pfingsten geschenkt werde.

Monsignore Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 5. Mai 2013  

Lesungen zum sechsten Sonntag der Osterzeit am 5. Mai 2013