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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Nur nicht nervös werden

33. Sonntag im Jahreskreis, 17. November 2013

Endzeit – dieses Thema greift der Evangelist Lukas hier ein zweites Mal auf. Dabei orientiert er sich an der Markusvorlage, die er jedoch nicht einfach übernimmt, sondern nach seinem Verständnis bearbeitet. So kann er seinen theologischen Schwerpunkt auf die Themen Erlösung und Ziel des Lebens setzen. Er weiß: das, was Jesus angekündigt hat, die Zerstörung des Jerusalemer Tempels, ist im Jahr 70 nach Christus Realität geworden. Dies ist jedoch, so macht er deutlich, kein Grund, die Wiederkehr des Messias und das Ende der Welt automatisch auf einen von Menschen gesetzten Zeitpunkt festzulegen. Die apokalyptische Weltsicht führt nicht dazu, dem Handeln Gottes einen Zeitplan vorzugeben, denn Gott ist souverän in seinem Wirken. Damit will Lukas seinen Leserinnen und Lesern noch einmal deutlich vor Augen führen, dass das angekündigte Ende der Zeiten niemals von Menschen gemacht werden kann. Aber es gilt, wachsam zu sein um nicht falschen Heilsbringern auf den Leim zu gehen.

Selbsternannte Heilsbringer hatten damals und haben auch heute Hochkonjunktur. Sie verkaufen geschickt Lösungen, Handlungsmodelle und andere Dinge dieser Art um Menschen die Angst vor dem Weltenende, dem Unerwarteten und Ungeplanten zu nehmen. Dazu nutzen sie gekonnt die Sehnsüchte ihrer Zeit aus. Wer ihnen folgt, muss aber in aller Regel feststellen: die gekaufte und geglaubte Heilserwartung ist falsch, denn anstatt zum Heil führt sie in neue Abhängigkeiten und Ängste.

Um nicht solchen falschen Propheten in die Irre zu folgen, warnt Jesus vor jeder Form der Endzeitpanik. Er betont, dass sich die Frohe Botschaft, die er bringt, nicht an Äußerlichkeiten festmachen lässt. Aber woran dann? Auch hier zeigt Lukas, dass Jesus seine Verheißungen in der Realität verankert. Krieg, Feindschaft, Verleumdung und vieles andere mehr werden nicht schön geredet. Sie gab es damals und sie wird es immer geben. Aber genau in diesen Situationen ist der Christ, ist die Christin dazu herausgefordert, Zeugnis abzulegen. Die Worte, die sie dazu brauchen – so sagt es Jesus – werden ihnen zum richtigen Zeitpunkt geschenkt. Gefordert ist Standfestigkeit im Vertrauen darauf, mit dem Beistand Jesu rechnen zu können und in der Bereitschaft, sich den Widrigkeiten zu stellen.

Solch eine Ausrichtung kommt nicht von selbst, sie will ein Leben lang eingeübt werden. Drei Grundhaltungen sind dabei von besonderer Bedeutung:

1. Der Blick auf das Kreuz: Wer auf das Kreuz schaut, erkennt, dass selbst Schlimmes einen Sinn haben kann. Das Kreuz ist nicht das Ende, denn es führt zur Auferstehung. Die Betrachtung des Kreuzes Jesu ist eine unschätzbare Hilfe um das eigene Kreuz zu tragen und sich in der Kunst der Duldsamkeit zu üben, die vor dem Selbstmitleid bewahrt.

2. Die Bereitschaft zur Treue: Zu seinem Glauben zu stehen fällt leicht, wenn es keine Widersprüche gibt. Das ändert sich schnell, wenn man erfahren muss, dass Ausgrenzungen bis hin zur Verfolgung drohen können. Treue heißt dann: zu seinem Taufversprechen stehen, sein Reden, Denken und Handeln an diesem vor Gott und den Menschen gegebenen Versprechen zu orientieren.

3. Zu seiner Entscheidung stehen: Die zweite Endzeitrede Jesu im Lukasevangelium ruft dazu auf, einmal zu prüfen, welche Bedeutung die persönliche Entscheidung zur Annahme der Botschaft Jesu für den Alltag wirklich hat. Ist das Ja ein Ja und das Nein ein Nein? Durchhaltevermögen ist hier gefragt, um die nach genauer Prüfung und Unterscheidung der Geister getroffene Entscheidung nicht beim Auftreten erster Schwierigkeiten umzustoßen.

Standhaftigkeit – das ist eine Tugend, die nicht aus der Mode kommt. So wie damals vor gut 2.000 Jahren sind Christen und Christinnen heute gefragt, ob sie ihren Glauben sichtbar leben – allen negativen Einflüssen, allen Gepflogenheiten der Zeit, allen möglichen Gefahren zum Trotz. Wer sich auf diesen Weg einlässt, dem sagt Jesus zu, dass sie/er das Leben gewinnen wird.                  

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 17. November 2013

Lesungen zum 33. Sonntag im Jahreskreis am 17. November 2013