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Eichstätt und die Weltkirche

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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Beieinander bleiben, wie Jesus bleibt

 

Bleiben. Dieses Wort bestimmt das Evangelium vom 5. Sonntag der Osterzeit. Und dieses Wort weckt unterschiedliche Empfindungen.  Zum einen gibt es die Erfahrung, dass nichts bleibt. Diese Erfahrung machen wir alle, spätestens dann, wenn wir uns mit unserer eigenen Sterblichkeit konfrontiert sehen. Es macht unser Menschsein aus, dass wir in allem der Vergänglichkeit unterworfen sind.

Nichts bleibt. Diese Erfahrung bringt Unsicherheit und vielleicht sogar Angst mit sich. Denn das Bleibende vermittelt Stabilität, Beständigkeit, Fortbestand. Und unsere Sehnsucht geht schon immer dahin, etwas Bleibendes zu schaffen, das Raum und Zeit übersteht, das Bestand hat.

Eine andere Empfindung ist: alles bleibt. Oder besser gesagt: Alles bleibt so wie es ist. Diese Erfahrung machen alle Enttäuschten, die Hoffnung setzen auf Veränderung, auf Fortschritt, auf Weiterentwicklung.

Beide Empfindungen kennen wir aus unseren Kirchenerfahrungen. Den einen geht es nicht schnell genug. Es muss sich etwas ändern, es kann doch nicht alles bleiben so wie es ist. Die anderen beklagen, dass nichts mehr so ist, wie es einmal war. Nichts bleibt, alles geht vorüber.

Beiden menschlichen Erfahrungen stellt das Evangelium eine andere Auffassung vom Bleiben gegenüber. Es geht nicht um das Bleiben von „etwas“, also von Traditionen oder gar von Dingen. Und es geht auch nicht um den Verlust von Altbekanntem, von Bewährtem. Es geht nicht um die Frage: Was bleibt?, sondern es geht um die Frage: Wer bleibt? Und noch weitreichender: Es geht um die Frage Wer bleibt beieinander? Es geht also um eine personale Dimension des Bleibens und nicht um eine dingliche. Jesus verspricht sein Bleiben und fordert seine Jünger auf, in ihm zu bleiben. Jede und jeder von uns weiß, wie schmerzlich es ist, wenn ein lieb gewordener Mensch seinen Abschied ankündigt. Und jede und jeder weiß, wie wichtig und schön es ist, wenn einem ein lieb gewordener Mensch sein Bleiben verspricht. Die Auferstehungserfahrung der Jünger und Jüngerinnen kann auch so gedeutet werden, dass Jesus einfach sein Bleiben zusichert. Er ist nicht tot und damit unerreichbar. Sondern er lebt und bleibt. Sein Bleiben ist ein Trost, der uns ermutigt, auch beieinander zu bleiben. Gerade in Situationen, die für uns nicht leicht sind, in denen wir lieber weglaufen möchten, gilt dieser Grundsatz. Es lohnt sich, zu bleiben. Nicht, weil irgendetwas abzuleisten ist oder irgendwelche Pläne zu verfolgen sind. Sondern allein aus dem Grund, weil auch er bleibt.

Vor einigen Jahren erzählte mir ein Betreuer einer Jugenddrogenhilfe der katholischen Kirche folgendes Erlebnis. In seiner Einrichtung, in der Jugendliche zum Drogenentzug für einige Monate eingemietet waren, machte sich ein Jugendlicher nach dem anderen aus dem Staub. Am Schluss blieb nur noch der Hausmeister übrig. Der fragte den Betreuer: Wollen Sie jetzt auch gehen? Und spontan kam dem die Antwort: Warum sollte ich gehen? Jesus bleibt doch auch. Also ist er geblieben und tatsächlich sind nach und nach die Jugendlichen in die Einrichtung zurückgekehrt.

Jesus bleibt. Diese Erfahrung können wir umsetzen, in dem auch wir beieinander bleiben und miteinander ausharren für unsere Kirche und unsere Welt.

Dr. Bettina-Sophia Karwath, Kirchenzeitung vom 3. Mai 2015

Lesungen zum 5. Sonntag der Osterzeit am 3. Mai 2015