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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

„Kommt mit!“

Zweiter Fastensonntag, 24. Februar 2013

Erinnern Sie sich: Damals, bei der Taufe Jesu am Jordan, war da nicht auch die Rede von einer Stimme, die Jesus als den Christus, als den geliebten Sohn, bezeugt und ihn und seine Botschaft damit legitimiert? Warum wiederholt Lukas sich? Oder anders gefragt: Wie unterscheiden sich die Nachrichten? Zuerst bleibt: In beiden Fällen geht die Initiative von Jesus aus.

Aber während er damals mitten im Volk ging, wählt er nun drei Personen aus: Petrus, Johannes und Jakobus, drei Jünger, denen im Verlauf der Geschichte der jungen Kirche jeweils eine besondere Aufgabe zukommen wird. Mit seiner Einladung zeigt ihnen Jesus, dass er sich ihnen (und sie sich ihm) in besonderer Weise verbunden weiß. Deshalb begleiten sie ihn in die Einsamkeit. Durch ihre Mitnahme eröffnet ihnen Jesus die Erfahrung, dass es immer Zeiten der Stille und des Rückzugs braucht um das Wort Gottes nicht nur zu hören, sondern vor allem die Bereitschaft zu verstärken, das Wort Gottes mit Leben zu füllen. Aus dem Hören erwächst das Tun.

Was nun geschieht, bleibt der breiten Öffentlichkeit lange Zeit verborgen. Die drei Jünger sind von dem, was sie erleben, fasziniert und überwältigt, sie brauchen Zeit um zu verstehen, sie brauchen Zeit um das Gesehene im Worte zu übersetzen. Denn was ihnen dort geschenkt wird, ist nichts anderes als ein Blick auf die Herrlichkeit Gottes. Hier in der Abgeschiedenheit wird ihnen die wahre Identität Jesu Christi enthüllt, wird ihnen eine weitere Chance gegeben, sich mit dem Geheimnis Jesu Christi vertraut zu machen.
Aber was sie sehen, stimmt nicht unbedingt mit ihren Vorstellungen zusammen. Zwar verstehen sie, die sie mit der Botschaft des Alten Testaments aufgewachsen sind, die Bedeutung der Erscheinung von Mose und Elia. Dennoch fällt es ihnen schwer, zwischen diesen beiden Personen den Weg Jesu zu erkennen und zu begreifen, dass dieser über den Karfreitag führt. Diese Erkenntnis will so gar nicht in die schöne Situation passen. Wen wundert es da, dass Petrus die Initiative ergreift und Hütten bauen will. Er möchte, dass alles so bleibt, wie es in diesem Moment ist, dass der Augenblick nicht vergeht. Ist das nicht eine sehr verständliche Regung?

Aber Petrus und die zwei anderen werden umgehend mit der Wahrheit konfrontiert, die heißt: Jedes festhalten wollen der Herrlichkeit Gottes ist zugleich eine Absage an die Erfahrung von Leid und an die Bereitschaft zur Nachfolge. Auch lässt sich die Herrlichkeit nicht auf einen bestimmten Ort festlegen. Es ist noch ein weiter Weg, den die Jünger gehen müssen, bevor sie begreifen, dass die Herrlichkeit Gottes in Jesus gegenwärtig ist.

Und während sich bei der Taufe Jesus die Stimme Gottes direkt an Jesus wendet, ihn mit „Du“ anspricht, belehrt Gott selbst in dieser Szene die Jünger. Er eröffnet ihnen das Geheimnis Jesu, wenn er sagt: Dies ist mein geliebter Sohn! Er zeigt ihnen die Aufgabe, in die sie mitten hineingestellt sind: Auf ihn sollt ihr hören. Dahinter stehen unausgesprochen die Fragen: Glaubst du das? Bist du dazu bereit?

Die Jünger sehen und hören – und sie bleiben bei Jesus, kehren mit ihm in den normalen Alltag zurück. Ob sie da bereits ahnen, dass genau dies der Ort ist, an dem Gottes Herrlichkeit immer wieder neu aufscheinen will?

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 24. Februar 2013

Lesungen zum zweiten Fastensonntag am 24. Februar 2013