6. Sonntag im Jahreskreis, 12. Februar 2012
Beim Lesen dieses Evangeliums kann ich mich sofort fragen, wie ich heute mit denjenigen umgehe, die am Rande unserer Gesellschaft leben oder die sogar aus unserer Mitte ganz ausgeschlossen sind. Lasse ich arme, alte oder kranke Menschen überhaupt an mich heran? Kann ich so gütig, wie Jesus es mir vorbildhaft zeigt, handeln?
Der „Aussätzige“, der an Jesus herantritt und ihn um Hilfe bittet, beweist große Courage. Aufgrund seiner Krankheit ist es ihm strengstens verboten, sich anderen Menschen zu nähern. Er muss außerhalb der Stadt leben, ist aus der Gesellschaft ausgestoßen. Aber er nimmt den Mut zusammen und geht zu Jesus, weil er darauf vertraut, dass dieser ihn heilen kann. Jesus reagiert, wie wir es von ihm erwarten würden. Jesus hat Mitleid. er hilft. Er heilt. Er heilt damit nicht nur die äußeren Wunden, den sichtbaren Aussatz, sondern er heilt diesen Mann auch von innen. Sobald der Priester die Heilung bestätigt hat, kann er wieder in seine Stadt und Gemeinschaft zurückkehren. Er ist wieder einer von ihnen. Er gehört wieder dazu.
Als Christen sind wir dazu aufgefordert, dem Beispiel Jesu zu folgen. Nächstenliebe, Barmherzigkeit denen gegenüber, die hilf- und kraftlos sind. Es sollte unsere Aufgabe sein, der sozialen Ausgrenzung von kranken Menschen entgegenzutreten. Sie sind Menschen wie wir, sie leiden zusätzlich zur Krankheit unter der Isolation von der „gesunden Gesellschaft“. Nicht mehr der Aussatz wie zu Jesu Zeiten, sondern Aids, Krebs und psychische Erkrankungen sind die Leiden, die heutzutage bei gesunden Menschen Berührungsängste auslösen. Zum einen, weil sie oftmals nicht genug über die Krankheiten und deren Risiken informiert sind. Und zum anderen, weil sie schlichtweg nicht wissen, wie sie mit den Erkrankten umgehen sollen oder wie sie trösten können.
Dabei bedarf es keiner großen Taten, um etwas Licht in den Alltag eines Kranken zu bringen. Ein Besuch, ein kleiner Spaziergang, ein Gebet für oder mit dem Kranken geben ihm das Gefühl nicht allein zu sein. Der Volksmund sagt: „Geteiltes Leid ist halbes Leid.“ Daran ist viel Wahres. Nehmen wir uns ein wenig Zeit für die Menschen in unserer Umgebung. Nehmen wir sie in unsere Mitte, nehmen wir Anteil an ihrem Leiden, damit sie dadurch eine innere Heilung erfahren. Damit geben wir auch ein Zeugnis unseres Glaubens.
Kaplan Krzysztof Duzynski, Kirchenzeitung