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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

"Jesus wirft Feuer auf die Erde"

20. Sonntag im Jahreskreis, 18. August 2013

Die Worte Jesu in der Frohbotschaft vom 20. Sonntag im Jahreskreis sind nicht ohne weiteres zu verstehen. Jesus sagt den Jüngern: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon brennen!“ Von was für einem Feuer spricht hier Jesus? Was Jesus möchte, ist kein Lagerfeuer, sondern eher ein Lauffeuer, das er auf die Erde herabwirft, das brennen soll und sich immer weiter ausbreitet über die ganze Erde hin. Die Apostelgeschichte berichtet von solch einem Feuer. Am Pfingsttag kam dieses Feuer, der Heilige Geist, auf alle herab, die mit Maria, der Mutter Jesu, in Jerusalem im Gebet versammelt waren (Apg 2,3). 3.000 Menschen fingen Feuer. Sie fanden auf die Predigt des Petrus hin zum Glauben an Christus und ließen sich taufen. Das Feuer breitete sich aus, weil die Apostel selbst Feuer und Flamme waren. Sie haben Christus als den Gekreuzigten verkündet (1 Kor 1,23) und für ihn Zeugnis abgelegt bis in den Tod.

Jesus musste jedoch in seinem Erdenleben zuerst mit einer Taufe getauft werden, welche die Voraussetzung dafür war, dass die Sendung von Feuer und Geist geschehen konnte. Jesus sehnte sich danach, diese Taufe zu empfangen. Seine Taufe war das Kreuz, die vollkommene Hingabe an den Willen des Vaters, bis hin zur äußerstenErniedrigung und Verlassenheit.

Jesus hat durch seine vollkommene Liebe und seinen Gehorsam bis zum Tod die Welt wieder zu Gott heimgeholt. Durch sein geöffnetes Herz ist „die Liebe Gottes ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,5). Der Heilige Geist vernichtet alles Böse in unseren Herzen und entzündet in uns das Feuer der Gottes- und Nächstenliebe. Nur so kann eine schönere Kirche, eine bessere Welt und eine gerechtere Gesellschaft entstehen (Papst Franziskus).

Die weiteren Worte Jesu klingen hart in unseren Ohren: „Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, ich sage euch, nicht Frieden, sondern Spaltung“ (Lk 12,51). Jesus spricht davon, dass es seinetwegen zu Auseinandersetzungen, zu Misstrauen, Ablehnung und Spaltungen kommen wird. An ihm werden sich die Geister scheiden. In der Tat hat sein Auftreten einen geistigen Kampf ausgelöst. Seine Botschaft fordert heraus und ruft zur Entscheidung. Jesus hat auch die Zwölf vor die Entscheidung gestellt: „Wollt auch ihr weggehen?“ So lautete die entscheidende Frage. Petrus antwortete damals: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Joh 6,68).

Wer den Weg der Nachfolge Jesu mit aller Konsequenz zu gehen bereit ist, wird früher oder später mit seiner Umgebung, mit seinen Mitmenschen in Konflikt geraten. Freunde können zu Fremden werden, weil sie vieles von dem, was Jesus sagt, nicht verstehen. Ja selbst in der eigenen Familie können sich seinetwegen Klüfte auftun. Entscheidung und Engagement für Jesus und für die Wahrheit des Evangeliums rufen dort, wo viele nur gleichgültig und mittelmäßig dahinleben, Widerspruch und Befremden hervor. Der bedeutende Theologe und frühchristliche Kirchenschriftsteller Origines (+ 254) überliefert ein Wort, das als Jesus-Wort gilt: „Wer nahe bei mir ist, ist dem Feuer nahe; wer fern von mir ist, der ist fern vom Reich Gottes.“

Msgr. Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 18. August 2013   

Lesungen zum 20. Sonntag im Jahreskreis am 18. August 2013