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Jesu Gegenwart suchen

13. Sonntag im Jahreskreis, 1. Juli 2012

Jesus hat die Menschen seiner Zeit nicht nur durch die Reden und die Gleichnisse gefesselt. Viele drängen sich um ihn, weil sie von seinen Heilungen gehört hatten. Er ist die letzte Hoffnung: für sie selbst, für Angehörige und Freunde. Einige wollen ihn aus Neugier sehen.

Zwei aus der lärmenden Menge schaffen es, Jesu Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dabei müsste doch Jaïrus als Vorsteher der Synagoge wissen, dass Jesus im Konflikt mit den Mächtigen steht. Doch die Sorge um sein Kind treibt ihn, vor Jesus bittend die Knie zu beugen. Auch die kranke Frau handelt illegal, weil eine Krankheit als Unreinheit gilt und diese Unreinheit durch Berührung auf andere übertragen wird. Jesus übergeht die Vorschriften und wendet sich der Frau und dem Vater des todkranken Mädchens zu. Er sieht ihren Glauben, heilt – und erweckt sogar das tote Kind zum Leben.

Jesus beruhigt die Menschen, sagt auch dir und mir: Sei ohne Furcht! Er hat die Kraft zu heilen. Wartet er nicht darauf, dass wir die Berührung mit ihm suchen, damit er uns heilen kann: in einem Sakrament, in seinem Wort, in der Begegnung mit Menschen, die aus dem Glauben leben? Jesus übergeht die Reinheitsvorschriften, ergreift die Hand und fordert uns auf: Steh auch du auf und sei Zeuge für das Gute, was du erfahren hast! Zeugen. Das können jene sein, die zu Millionen an Orte wie Lourdes, Taize oder zum Weltjugendtag pilgern und gestärkt heimkehren. Die aufrichtenden Worte, die Jesus den Kranken zusagt, gelten auch den Umstehenden: Dein Glaube hat dir geholfen; Geh in Frieden. Und diese Worte Jesu dürfen wir hinzufügen: Geh und handle genauso!

Er lädt uns ein: Dass wir denen aus der Menge zutrauen, Interesse zu haben, am Glauben und an dem, was wir in der Kirche feiern. Dass wir das Glaubens- und Lebenszeugnis anderer erkennen, von Menschen, die aus der Jesusberührung leben. Dass wir selbst die Gemeinschaft leben, uns um Jesus versammeln: am Sonntag und im Alltag. Dass wir Zeugen sind. Gerade weil ich weiß, dass ich selbst die Heilung durch Jesus brauche! Und dass ich alles, wie Jaïrus, im Gebet, in der Anbetung, vor ihn trage, um gestärkt aufstehen zu können.

Das Schlussgebet der Eucharistie dieses Sonntages könnte in diesem Sinn alltägliches Gebet, Grundhaltung sein: Gütiger Gott, lass uns Frucht bringen in Beharrlichkeit und dir auf immer verbunden bleiben, durch Christus, unseren Herrn.

Kaplan Martin Becker, Kichenzeitung

Lesungen zum 13. Sonntag im Jahreskreis am 1. Juli 2012