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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

"Ja zu Jesus – Ja zum Kreuz"

12. Sonntag im Jahreskreis, 23. Juni 2013

Was denken die anderen eigentlich von mir? Wie komme ich wohl an? Wissen die überhaupt, wer ich bin? Wer hat sich nicht schon selbst solche oder ähnliche Fragen gestellt. Aber aus dem Mund Jesu wirkt diese Frage nicht rein rhetorisch, sondern fordert dazu heraus, eine persönliche Antwort zu geben. „Ganz einfach“: werden nun der eine oder die andere denken – aber ist es das wirklich?

Petrus glaubt die Antwort zu wissen: „Du bist der Messias.“ Sicher war er sehr verblüfft über das nun folgende Verbot, darüber nicht weiter zu sprechen. Es war doch alles richtig – was hatte er denn falsch gemacht?

Petrus steht für die Menschen, die mit ihrer vielleicht zu schnellen Antwort bezeugen, dass sie konkrete Ideen haben. Aber diese Vorstellungen können mit der Person und dem Wirken Jesu nicht so ohne weiteres in Einklang gebracht werden. Als Kind seiner Zeit war für Petrus klar, was der verheißene und erwartete Messias tun würde: die politischen Verhältnisse umstürzen, die Herrschaft Gottes machtvoll aufrichten und an der Stelle von Unrechtsstrukturen ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit im Hier und Jetzt aufrichten. Damit übersieht er aber zwei Dinge: erstens, dass sich die Vollendung am Ende der Zeiten ereignen wird und zweitens, dass der Weg zu diesem von Gott dem Menschen verheißenen Ziel ein Weg der Kreuzesnachfolge ist. Das Bekenntnis zu Jesus, dem Christus – das heißt: dem Messias – schließt die Bereitschaft ein, täglich in der Nachfolge das ganz persönliche Kreuz anzunehmen, es zu tragen, nicht es zu schleppen. Zu dieser Nachfolge gehört eine große Persönlichkeitsreife. Diese zeigt sich zum Beispiel darin, Verantwortung zu übernehmen und zum Leben mit allen seinen Erfahrungen ein aus dem Herzen kommendes Ja zu sprechen. Da geht es um die Bereitschaft, sich selbst mit seinen Grenzen und Belastungen anzunehmen, keine Masken aufzusetzen und sich nicht länger an irrealen Wunschbildern und -träumen festzuhalten.

Das Wort Jesu macht Mut, diese Aufgaben nach seinem Beispiel anzugehen. Denn es zeigt: Niemand muss diesen Weg alleine gehen; alle sind unterwegs. Keine muss sich verstecken, keiner sich verstellen.

Für wen hältst du mich? Diese Frage verbietet eine schnelle Antwort – sie will gut überlegt sein. Entgegen einem sich Zurückziehen auf Formeln, die nicht tragen, ist das persönliche Zeugnis gefragt. Ein solches ist aber nur authentisch, wenn Wort und Leben als Einheit erlebt werden können. Das Bekenntnis zu Jesus, dem Christus, wird lebendig, wenn der oder die einzelne nach dem Vorbild Jesu das Kreuz annimmt, das Leid nicht verleugnet, nichts verdrängt und trotz allem Zweifel nicht verzweifelt. Dies kann nur im Glauben gelingen; einem Glauben, der Gott alles zutraut, der es ermöglicht, mit Gott um eine Antwort zu ringen. Ohne die Einbeziehung der Passion bleibt eine schnelle Antwort auf die Frage Jesu eine halbe Antwort, bleibt sie auf halbem Weg stecken. Denke ich daran, wenn Jesus mir die Frage stellt: Für wen hältst du mich?

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 23. Juni 2013   

Lesungen zum 12. Sonntag im Jahreskreis am 23. Juni