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In Erwartung des Kommenden

Hochfest zur Geburt des Hl. Johannes des Täufers, 24. Juni 2012

Am Sonntag feiern wir das Hochfest der Geburt des Heiligen Johannes des Täufers, der von sich sagt: „Ich bin nicht der Messias, ich bin nur vor ihm her gesandt!“ (Joh 3,28); „Ich bin die Stimme des Rufers in der Wüste, bereitet dem Herrn den Weg!“ (Joh 1, 23); „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Joh 3,30).

Sein Schicksal ist der Kerker, doch die messianische Heilszeit ist angebrochen: „Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote werden erweckt, Armen wird die Frohe Botschaft verkündet“ - aber der Vorläufer wird aus seiner Gefangenschaft nicht befreit!

Aufgabe des Johannes war es, die Menschen auf das Kommen des Messias hinzuweisen, sie zur Buße, zur Umkehr von falschen Wegen und zur Selbstentäußerung zu bewegen um sie so zur Annahme des Messias zu befähigen.

Unsere Erwartung heißt deshalb: auf die Zukunft hin leben, wach sein, dem Kommenden einen Weg bereiten, ihn aufnehmen - wann und wie immer er kommt. Auf die Wiederkunft des Herrn muss die Welt vorbereitet sein, sie muss ihren Herrn erwarten, sie muss in Hoffnung auf seine Zukunft hin ausgerichtet sein.

Wir Christen haben in der Welt Hoffnung zu verbreiten, wir haben die Welt zur Umkehr zu rufen und ihr die Gewissheit zu vermitteln, dass es sich lohnt, sich selbst und die vergänglichen Dinge preiszugeben und sich ganz auf den Kommenden zu verlassen. Wir haben der Welt die Sinne zu schärfen zur Unterscheidung der Geister und zur Deutung der Zeichen der Zeit.

Die Botschaft des Vorläufers war glaubwürdig und fand Gehör, weil sein ganzes Leben das bezeugt hat, was er sagte. Die Kirche, das heißt, die Christen werden der Welt nur dann die Zukunft und den Weg in die Vollendung erschließen können, wenn ihr Leben das bestätigt, was sie als Botschaft ausrufen.

Dabei geht es nicht nur darum, die kommende Vollendung anzukündigen, sondern es sind auch die Voraussetzungen für die Vollendung zu nennen: Buße, Umkehr, Hinwendung zum Herrn.

Und gerade diese Forderung wird nur Gehör finden, wenn wir zuerst selbst vollziehen, was wir von anderen verlangen. Wir brauchen den Vorläufer, den Rufer in der Wüste, der uns immer wieder zur Umkehr fährt und uns unüberhörbar sagt: „Seht, hier ist das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!“

Kaplan Ulrich Schnalzger

Lesungen zum Hochfest zur Geburt des Hl. Johannes des Täufers am 24. Juni 2012