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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Für ein Leben mit den weiteren Horizonten

13. Sonntag im Jahreskreis, 30. Juni 2013

Wozu lädt Jesus ein, wenn er uns in seine Nachfolge ruft? – Keinen Ort für unser müdes Haupt zu haben, die elementarsten Rücksichten auf Allernächste zurückzustellen, alles hinter sich zu lassen, was einem lieb und teuer ist ... ist das nicht unmenschlich und unnatürlich? Jedenfalls widerstrebt es unserem natürlichen Empfinden, kein wirkliches Heim zu haben und sich über Verpflichtungen aus Blutsbanden hinwegsetzen zu sollen.

In unserem heutigen Evangelium sehen wir Jesus auf dem Weg. Mit großer Entschlossenheit bewegt er sich auf dem Weg nach Jerusalem, der Erfüllung seiner Sendung entgegen. Denen, die sich ihm anschließen wollen oder die er auffordert, ihm nachzufolgen, macht er eines ganz klar: dem Reich Gottes darf nichts vorgezogen werden.

Hier wird wahrhaftig keine Schmusereligion verkündet, sondern der volle Anspruch Gottes an die Menschen. Dieses Evangelium zerstört alle Träume von einem bürgerlichen Leben in dieser Welt.

In uns allen steckt aber die tiefe Sehnsucht nach Heimat und Geborgenheit. Wir alle wollen einmal irgendwo ankommen, uns niederlassen, uns einrichten. Wir hängen an Menschen, an Dingen und Orten, von denen wir uns nur schwer lösen können.

Doch der Herr ruft seine Jünger in eine radikale Unbehaustheit. Damit ruft er sie in eine Freiheit, die sich allen innerweltlichen Werten gegenüber eine letzte Distanz bewahrt. Nicht das kleine Glück ist entscheidend, sondern das entschlossene Eintreten für das Reich Gottes.

Das zu Brennholz zerkleinerte Joch und die geschlachteten Rinder des Elischa sind tiefes Symbol für den bedingungslosen Aufbruch in ein neues Leben und zu einem neuen Dienst. In der Nachfolge Christi geht es um die Freiheit, einander in Liebe zu dienen. Jeder von uns weiß, welches Joch in seinem Leben verbrannt und welche Rinder erst noch geschlachtet werden müssen, um zu einer solchen Freiheit der Liebe zu gelangen, jenseits aller egoistischen Eigeninteressen.

Die Hand an den Pflug zu legen, bedeutet eine Radikalität der Hingabe an das Evangelium vom Reich Gottes. Wer hier zurückschaut und wehmütig nach irdischen Sicherheiten schielt, taugt nicht für dieses neue Reich. Er läuft Gefahr, im Alten stecken zu bleiben. Frei im Sinne des Evangeliums wird nur, wer den Mut hat, alles auf eine Karte zu setzen und der Botschaft von der Liebe zu Gott und den Menschen zu trauen.

Natürlich bewegen wir uns als Erdenbürger auch weiterhin in den Strukturen dieser Welt, das heißt, wir bauen unser Haus, tun unsere Arbeit, leben in menschlichen Beziehungen und so weiter. Gleichzeitig eröffnet sich uns aber in der Nachfolge Christi ein Weg, um als Bürger des Reiches Gottes mit einer neuen Freiheit dieser Welt gegenüberzutreten und sie umzugestalten. Also warum sich mit einer kleinen Welt zufrieden geben, wenn eine viel größere einem offen steht? Entscheiden wir uns doch für ein Leben mit den weiteren Horizonten! Schauen wir nach vorn und nicht zurück!

Wir sind von Gott zur Freiheit berufen, die vor allem Freiheit von sich selber, vom eigenen unerlösten Ich heißt. Unser Zaudern, unsere Einwände, unsere Ängste loszulassen, zeigen nur allzu deutlich, wo wir Gefangene von uns selbst sind.

Jesus nachzufolgen hilft uns, diese Fesseln abzuwerfen und in der Freiheit des Haben- und Lassenkönnens alles aus seiner Hand neu zu empfangen. Legen wir darum entschlossen die Hand an den Pflug, um den Ackerboden dieser Welt für den Samen der Botschaft vom nahen Gottesreich zu bereiten.

P. Gregor Lenzen CP, Kirchenzeitung vom 30. Juni 2013   

Lesungen zum 13. Sonntag im Jahreskreis am 30. Juni