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AUF EIN WORT

Du darfst Gott in dir Mensch werden lassen

Zweiter Adventssonntag, 4. Dezember 2011

Inzwischen hat sie uns wieder voll im Griff, die Adventszeit – Christbäume stehen allerorten, adventliche Lichterketten beleuchten Straßen und Plätze, Christkindl-Märkte  laden zum Verweilen ein und zu Hause durchzieht Plätzchen- und Stollenduft die Wohnungen. Alles gute und wichtige äußere Dinge, gute Bräuche, die – positiv gesehen – die Sinne ansprechen wollen, damit das Wesentliche nicht vergessen wird – das Wesentliche, das für uns Christen heißt: Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, Vorbereitung auf das Fest der Menschwerdung Gottes, Vorbereitung auf die Ankunft Gottes unter uns und in uns, ja, auch und besonders in uns, das macht letztlich Weihnachten aus. Das würde auch bedeuten, dass wir uns mit Leib und Seele auf dieses Fest vorbereiten, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich, was manchmal bei allem äußeren Trubel gar nicht so einfach ist.

Dabei können uns die Lesungen des zweiten Adventsonntags helfen, dies in die Tat umzusetzen, wenn sie uns auffordern: Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen! Gott selbst hat sich nämlich bereits auf den Weg gemacht, uns entgegenzugehen. So gilt es, ihm die Ankunft auch zu ermöglichen, zumal, wenn wir die Worte aus dem Buch Jesaia ganz konkret in die Tat umsetzen: Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste, bahnt ihm einen Weg durch die Wüsten eures Alltags, durch die Wüste so mancher ausgebrannten Beziehung, durch die Wüste und Trockenheit eurer Gottesbeziehung. Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken, ja, füllt dieTäler und Klüfte, die oftmals durch Zwietracht und Streit entstehen, baut ab die Berge eures Hochmuts und eurer Rechthaberei, die Hügel der unangemessenen Erwartungen und der Ungeduld.

So kann und will die noch vor uns liegende Adventszeit – es sind immerhin noch fast drei Wochen – nicht in erster Linie eine Zeit der Geschäftigkeit und Betriebsamkeit sein, sie will vielmehr eine Zeit sein, die uns dazu geschenkt ist, so manches in unserem Leben anders zu machen, als bisher; eine Zeit, die uns sagen möchte: du musst nicht so bleiben wie du bist, du musst nicht in deinen irdischen Sorgen und Aufgaben untergehen, du darfst es anders machen und dich verändern lassen von Gott; du darfst Gott in dir Mensch werden lassen, damit du selbst wieder menschlicher wirst.

Domkapitular Franz Mattes

Lesungen zum zweiten Adventssonntag im Jahreskreis B am 4. Dezember 2011