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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Die Kraft des Wortes

2. Sonntag nach Weihnachten, 5. Januar 2014

Am Anfang war das Wort – mit dieser Feststellung schlägt Johannes zu Beginn seines Evangeliums einen Bogen, der den Beginn der Schöpfung mit dem Beginn der prophezeiten Heilszeit durch die Geburt Jesu Christi verbindet. Dabei kommt dem Wort eine besondere Bedeutung zu. Es ist nicht irgendein Wort, es ist das wirkmächtige Wort Gottes. Es ist das Wort, das am Anfang stand und steht. Dieses Wort, so zeigt Johannes auf, ist nichts anderes als Gott selbst. Dieses Wort ist auch nicht fern, dieses Wort wird Mensch. In diesem menschgewordenen Wort ist Gott mitten unter den Menschen – so erklärt Johannes das Geheimnis der Weihnacht.

Gottes Wort mitten unter uns? Was für ein Wort soll denn das sein? Die hingeknurrte Antwort, die gut gewählte, feinsinnige Beleidigung, die falsche Nettigkeit oder die gezwungene Freundlichkeit? Wohl kaum, denn alle diese Worte führen ins Dunkle, zerstören, machen krank.

Gottes Wort kommt in die Welt. Dieses Wort ist ein heilendes Wort, ein den anderen Ernst nehmendes Wort, ein ehrliches und mit Achtung gesprochenes Wort, das Leben ermöglicht.

Gottes Wort wird Mensch – sein Wort schenkt Licht, Liebe und Leben. Dieses Wort ist wärmend und bergend, es vertreibt die Dunkelheit. Dieses Wort, so erklärt es Johannes, hilft dem Menschen, den Weg der wahren Freiheit zu gehen, es lässt ihn zu sich selbst finden und schenkt seinem Herzen den Frieden.

Gottes Wort offenbart sich im Menschenwort. So wie Jesus in seinem Leben und Wirken Zeugnis abgelegt hat, so ist heute jede und jeder dazu aufgerufen und gesandt, das Wort von der Menschwerdung Gottes und deren Bedeutung allen zu verkünden. Gottes Wort weiter erzählen, dass kann nur gelingen, wenn es in die Sprache der Zeit übersetzt wird. Jesus selbst macht es vor – sein Wort berührt die Zuhörenden, findet den Weg in ihr Herz. Er zeigt: die Ausdrucksform kann vielgestaltig sein, denn Sprache verändert sich, die Inhalte aber nicht. Jesus klammert sich nicht an Formulierungen. Er, das menschgewordene Wort Gottes, setzt einen anderen Akzent. Anstatt ausschließlich auf das Gesetz zu verweisen, betont er das stets zuvorkommende Handeln Gottes, seine Gnade, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit.

Wo Menschen heute nach dem Vorbild Jesu ihren Glauben zur Sprache bringen, können sie die Kraft des Wortes erfahren. Denn da, wo das Wort auf fruchtbaren Boden fällt, geschieht Veränderung, da wächst Freude, Verzeihung, Miteinander, da wird die Welt hell. Wo dagegen das Wort abgelehnt wird, kann sich nichts verändern, da darf kein Licht die Dunkelheit vertreiben. Alles bleibt kalt und leer.

„Am Anfang war das Wort ... In ihm war das Leben ... und das Leben war das Licht“ – dieses programmatische Wort, das wir sowohl zu Weihnachten als auch relativ am Anfang des neuen Kalenderjahres hören, möchte im Laufe der kommenden Wochen und Monate immer mehr das Leben jeder und jedes einzelnen durchdringen, damit durch sein/ihr Leben, seine Worte und Taten das Licht der Liebe Gottes Dunkelheiten durchdringen kann

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 5. Januar 2014

Lesungen zum 2. Sonntag nach Weihnachten am 5. Januar 2014