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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Der Name des Herrn sei gepriesen

Das Evangelium des 26. Sonntags im  Jahreskreis wirkt auf mich zunächst sehr unübersichtlich, ja fast widersprüchlich. Zuerst reagiert Jesus mit einer großen inneren Weite. Er weitet den Kreis derer, die in seiner Nachfolge stehen. Da geht es nicht um die Überprüfung von Rechtgläubigkeit und Prinzipientreue, sondern einfach darum, Gutes zu tun. Jesus scheint es auszureichen, dass jemand  sich zu seinem Namen bekennt und aufmerksam ist auf die Not seiner Mitmenschen. Jede große oder kleine Geste, die sich in irgendeiner Weise auf Jesus, den Christus bezieht, wird belohnt werden. So die Verheißung. Jesu Denken und Sprechen ist in diesem ersten Teil des Evangeliums von einer Großzügigkeit  geprägt, die staunen macht. So einfach also  ist es mit der Nachfolge, so groß ist der Kreis derer, die Jesus zu sich zählt.

Doch dann ändert sich der Evangelientext scheinbar ins glatte Gegenteil. Die Botschaft wird radikal, fast hart und eng. Jesus spricht von der Versuchung, die „Kleinen“ zu verführen. Gemeint sind die „Kleinen im Glauben“,  also diejenigen, die noch nicht gefestigt sind im Glauben an ihn. Wer dieses Pflänzchen des Glaubens bei jemandem gefährdet oder  gar ausreißt – für denjenigen wird es kein  Erbarmen geben. Hier kennt Jesus kein Pardon und gebraucht Bilder der Selbstverstümmelung als einzigen Ausweg, um solch einer Versuchung zu entgehen. Die Sache ist ernst! Zweifelnde oder „Kleingläubige“ darf man nicht von ihrem Glauben abbringen. Wer so handelt, setzt sich selbst an die Stelle von Jesus und anerkennt ihn nicht als den Sohn Gottes.

Es geht also um das Bekenntnis zu Jesus  und dieses Bekenntnis ist an seinen Namen gebunden. Sein Name ist mehr als ein Wortlaut, er hat eine einzigartige Bedeutung. Der Name kennzeichnet immer unverkennbar die Person, die gemeint ist. Der Name ist gleichsam der Weg, der Zugang zur Person. So beginnen wir jeden Gottesdienst und jedes Gebet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Das ist ein Bekenntnis zu dem Gott, den wir anrufen. Und auf dieses namentliche Bekenntnis kommt es an! Das Bekenntnis selber kann klein und schwach sein, es kann unsicher sein, es kann sogar eigennützig sein, auf den eigenen Profit ausgerichtet. Es muss nur eines klar und deutlich beinhalten: den Namen Jesu.

Diese Botschaft ermutigt mich. Denn allzu oft bin auch ich mir nicht sicher, mit welcher Motivation ich glaube oder wie fest mein Glaube eigentlich ist. Dann kann es genügen, dass ich den Namen Jesu ausspreche und mich in  meinem Herzen zu ihm bekenne. Die Ostkirche hat die Tradition der Verehrung des  Namens Jesu in besonderer Weise aufgegriffen und pflegt sie bis heute. Im sogenannten Jesus-Gebet geht es darum, in Ehrfurcht den Namen  Jesu anzurufen – unablässig. Wer dieses Gebet  praktiziert, wird feststellen, dass allein der  Name Jesus Christus eine außerordentliche  Wirkkraft hat. Sein Name steht über  jeder Rechthaberei und jedem Kleinglauben. Hier geht es nicht mehr darum, wer rechtmäßig in der Nachfolge Christi steht. Hier geht es nur darum, sich nicht abbringen zu lassen vom Glauben an den, der in seiner Person jede Person erlöst hat. Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich meiner.

Dr. Bettina-Sophia Karwath, Kirchenzeitung vom 27. September 2015

Lesungen zum 26. Sonntag im Jahreskreis am 27. September 2015