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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Der große Unterschied

Fünfter Sonntag der Osterzeit, 28. April 2013

Die Liebe ist das einzige, was die Kinder Gottes von den Kindern des Teufels unterscheidet. Hörst du: das einzige. Wer die Liebe hat, ist aus Gott geboren; wer sie nicht hat, ist nicht aus Gott geboren. Das ist das große Zeichen, der große Unterschied.“ – Diese beschwörenden Worte des heiligen Augustinus müssten uns Anlass zu einer ehrlichen Gewissenserforschung sein. Wie steht es mit der Verwirklichung der christlichen Liebe in meinem Alltag?

Hat sich diesbezüglich überhaupt etwas in der Welt geändert seitdem es Christen gibt? Ist die Welt durch sie ein Stück besser geworden? Ist also das große Zeichen, der große Unterschied erkennbar? Mancher kritische Zeitgenosse wird hier nur mit einem zynischen Lächeln reagieren und auf Gewalt und Krieg, Machtgier und Grausamkeit von Christen im Laufe der Geschichte hinweisen.

„Liebt einander!“ – Ist dieser Auftrag unseres Herrn an seine Jünger durch die Zeiten hindurch ungehört verhallt? Gewiss nicht! Eindrucksvolle Taten der Liebe im Leben von so vielen charismatischen Persönlichkeiten und Heiligen beweisen das Gegenteil. Auch die Liebe konnte bereits viele Siege in der Geschichte der Christenheit feiern. Das darf man nicht übersehen.

Trotzdem droht das Böse die Christen immer wieder zu überwältigen und in seinen Bann zu ziehen. Wir sind in der Welt in einen geistigen Kampf hineingestellt. Dieser Kampf tobt um uns und in uns. Es ist der Widerstreit zwischen dem Ungeist und dem Heiligen Geist. Kinder Gottes oder Kinder des Teufels? Wir stehen immer vor der Entscheidung.  Der Herr hat uns seine Liebe als mächtigste Waffe in diesem Kampf hinterlassen. Er selbst hat uns durch sein Leben und seinen Tod ein eindrucksvolles Zeugnis der Liebe geschenkt. „Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.“ – Während seines Erdenlebens neigte sich Jesus in Liebe den Menschen zu. Er heilte ihre leiblichen und seelischen Wunden durch die Arznei seiner Erlöserliebe. Diese Liebe Christi hörte niemals auf, auch nicht als ihr Neid, Rachsucht und Hass entgegenschlugen. Seine Liebe war so stark, dass sie den Tod nicht scheute und sterbend am Kreuz über Tod und Sünde triumphierte.

Wenn wir als Getaufte Christus nachfolgen wollen, so sollen wir ihm auf dem Weg dieser Liebe nachfolgen. „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt.“ – Das ist das große Zeichen, der große Unterschied!

Die Liebe der Christen verleiht ihren Gemeinden erst die innere Strahlkraft, sodass man auf sie jenes Wort aus der Offenbarung des Johannes anwenden kann: „Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen!“ Wo die Liebe wohnt, da wohnt Gott, der Ursprung der Liebe. In seiner Liebe vermag er alles zu wandeln: Krieg in Frieden, Feindschaft in Versöhnung, Selbstsucht in Hingabe. In diesem Sinn müssten christliche Gemeinden Sauerteig für die Welt sein und sie von innen her umgestalten.

Allein mit unseren menschlichen Kräften und unserer menschlichen Liebe sind wir dafür zu schwach. Doch hinter uns steht einer, dessen Liebe so stark ist, dass er auch unserer schwachen Liebe noch Glut und Feuer geben kann. Er möchte durch uns diese Welt umarmen und an sein durchbohrtes Herz ziehen. Allen Menschen guten Willens gilt seine Verheißung: „Seht, ich mache alles neu.“    

P. Gregor Lenzen CP, Kirchenzeitung vom 28. April 2013  

Lesungen zum fünften Sonntag der Osterzeit am 28. April 2013