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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Denn Eure Erlösung ist nahe ...

Erster Adventssonntag, 2. Dezember 2012

Am 21. Dezember 2012 geht die Welt unter! – so konnte man es in letzter Zeit immer wieder hören und lesen. Das Ganze erweist sich wieder einmal als ein Geschäft mit der Angst. Katastrophenfilme verstärken die Unsicherheit und Ängste. Im Laufe der Geschichte haben die Menschen immer wieder apokalyptische Heimsuchungen erlebt. Oft hat man in solchen Krisenzeiten das Ende der Welt vorhergesagt.

Apokalyptische Ängste gibt es auch und gerade in der Gegenwart. Viele Menschen erfüllt die berechtige Sorge um ihre Zukunft, um die Zukunft unseres Planeten, ja des gesamten Kosmos.

Das Evangelium am ersten Adventssonntag spricht von gewaltigen Erschütterungen und Ängsten, die über die Menschen hereinbrechen werden. Im Zentrum der Frohbotschaft steht das Kommen des Menschensohnes, die Wiederkunft Christi. Da wird ein gewaltiges Untergangsszenario gezeichnet: Die Kräfte des Himmels werden aus den Fugen geraten. Das Meer wird donnern und toben. Die Menschen werden bestürzt sein und den Boden unter den Füßen verlieren. Alles in allem ein unvorstellbares Chaos, das Ohnmacht, Angst und Ratlosigkeit hervorruft.
„Doch dann wird man den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen sehen.“ Alles in der Welt läuft auf ein Ende zu, so wie auch alles einmal einen Anfang genommen hat. Die Gestalt dieser Welt vergeht.

Diese Aussage ist allerdings nicht der Kern der Botschaft. Jesus geht es nicht zuerst um die Androhung des Endes und des Untergangs, sondern um die Verheißung der Vollendung. Das Ziel der Wiederkunft Christi ist die Erlösung: „Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe.“

Christus tritt am Ende der Zeiten aus seiner verborgenen Gegenwart heraus. Nun wird das Geheimnis seiner Person endgültig und vor aller Welt offenbar. War er bei seinem ersten Kommen, bei seiner Menschwerdung, in Niedrigkeit erschienen, so wird er bei seiner zweiten Ankunft  mit überwältigender Macht und Herrlichkeit erscheinen. Dann wird er das Reich Gottes vollenden. Unterdrückung und Verfolgung werden ein Ende haben. Er wird die Gebeugten aufrichten. Er wird die Lebenden und die Toten richten, gerecht und barmherzig. Er wird fragen, ob wir ihn in den Armen und Notleidenden als den Bruder erkannt und ihm geholfen haben.

Am Ende des Evangeliums mahnt Jesus die Jünger: „Wachet und betet allezeit, damit ihr vor den Menschensohn hintreten könnt.“ Wir sind in Gefahr, in unserer Erlebnisgesellschaft durch einen maßlosen Konsum die rechte Orientierung zu verlieren und in den Sorgen des Alltags aufzugehen. Wir sind „schwach und lau“ geworden (Benedikt XVI. bei der Eröffnung der Bischofssynode). Der Advent will uns aufrütteln, wachsam zu bleiben; denn wir wissen nicht, wann der Herr kommt. Das Gebet ist jedoch ebenso wichtig wie die Wachsamkeit. Das Gebet ist der Atem des religiösen Lebens.

Bleiben wir also wachsam und hören nicht auf zu beten, dann können wir mit Zuversicht und Freude dem Menschensohn entgegengehen. Die neue Welt Gottes ist ganz nahe: „In Christus nimmt die neue Welt der Liebe und des Friedens ihren Anfang. Sie ist das Ziel eines jeden menschlichen Herzens“ (Benedikt XVI.).

Monsignore Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 2. Dezember 2012

Lesungen zum ersten Adventssonntag am 2. Dezember 2012