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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Den Glauben teilen

Vierter Adventssonntag, 23. Dezember 2012

Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“, so fragt Elisabet in diesem wundervollem Abschnitt aus dem Evangelium nach Lukas. Es geht hier um Begegnung – um eine tiefe, ja heilsgeschichtlich bedeutsame Begegnung.  

Begegnungen machen unser Leben reicher. Es sind Gelegenheiten, sowohl anderen am eigenen Leben Anteil zu geben, als auch selbst Anteil am Leben anderer zu nehmen. Erfahrungen des gegenseitigen Gebens und Empfangens sind mit ihnen verbunden. Ohne sie wären wir nicht nur ärmer an Lebensqualität, sondern mehr noch: Wir fänden vielleicht nicht einmal mehr hinreichenden Sinn und die nötige Kraft ür unser Leben. Begegnungen verhelfen auch zu Erfahrungen, dass geteilter Schmerz nur noch halber Schmerz, geteilte Freude aber doppelte Freude ist.

Eine tiefe, ja heilsgeschichtlich bedeutsame Begegnung führt uns dieses Evangelium vor Augen: Es ist die Begegnung zwischen Maria und Elisabet. Elisabet ist die Mutter Johannes des Täufers, des Vorläufers unseres Herrn. Maria trägt Jesus, den Messias, den Sohn Gottes, in ihrem Schoß. Die beschriebenen Umstände und Worte dieser Begegnung weißen auf die außerordentliche Wichtigkeit hin. Hier geht es nicht um eine banale, alltägliche Begegnung. Hier spiegelt sich die Glaubenskraft der urchristlichen Gemeinde. Die heilsgeschichtliche Bedeutung dieses Geschehens, näherhin Marias wird hier angezeigt. Elisabet preist Maria selig, weil sie den Messias geboren hat und weil sie geglaubt hat, dass Gott seine Verheißungen erfüllt. In den urchristlichen Gemeinden wusste man um die Bedeutung, die Johannes der Täufer für Israel und den Beginn des Wirkens Jesu hatte. Johannes ist der Vorläufer für den Messias, den er taufen wird.

Nicht nur dieser schöne und tiefsinnige Text aus dem Lukasevangelium, sondern auch das bevorstehende Weihnachtsfest laden uns dazu ein, den Wert der Begegnung neu zu erfahren. Gott kommt in Jesus auf uns zu. Wie begegnen wir ihm? Jeder Tag gibt uns Gelegenheit zu Begegnungen mit anderen Menschen. Wie gehe ich auf jemanden zu? Wen suche ich auf? Wen meide ich? Wem gehe ich aus dem Weg? Wie lasse ich andere zu mir kommen? Was tue ich, dass meine Begegnungen zum Segen werden für andere und für mich? Teile, bezeuge ich meinen Glauben?

Ich wünsche Ihnen ein begegnungsreiches und glaubensfrohes Weihnachtsfest!

Domdekan Willibald Harrer, Kirchenzeitung vom 23./30. Dezember 2012

Lesungen zum vierten Adventssonntag am 23. Dezember 2012