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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

"Dein Glaube hat dir geholfen"

11. Sonntag im Jahreskreis, 16. Juni 2013

Wieder einmal, wie schon so oft, ist Jesus zu einem Gastmahl eingeladen, dieses Mal von einem angesehenen Pharisäer namens Simon. Die „Begegnung Jesu mit der Sünderin“, steht als Sondergut nur bei Lukas. Bei einem Gastmahl war das Haus gewöhnlich offen für alle, die daran vorbeigehen. Dies macht sich eine stadtbekannte Sünderin zunutze. Sie stürzt plötzlich in Tränen aufgelöst herein und sucht die Begegnung mit Jesus. Sie tritt von hinten an ihn heran, in der Hand ein Alabastergefäß mit wohlriechendem Öl. Unerhört, dass diese Frau mit ihrem Haar die Tränen, die auf die Füße Jesu fallen, trocknet. Schließlich salbt sie auch noch die Füße Jesu und küsst sie. Jesus weist die Frau nicht ab. Im Gegenteil! Beim Gastgeber, dem Pharisäer Simon, erregt ihr Verhalten jedoch größtes Missfallen. Und wenn Jesus wirklich ein Prophet wäre, so denkt er insgeheim, müsste er merken, was das für eine Frau ist, dann müsste er wissen, dass sie eine Dirne ist. Doch da wendet sich Jesus direkt an Simon. Er erzählt ihm die Geschichte von den zwei Schuldnern. Beide sind zahlungsunfähig; der eine schuldet fünfzig, der andere gar fünfhundert Denare. Der Gläubiger fordert das Geld nicht zurück, sondern erlässt jedem die Schuld.„Wer von ihnen wird ihn nun mehr lieben“, fragt Jesus. Und Simon antwortet: „Ich nehme an, der, dem er mehr erlassen hat.“ Mit dieser Geschichte will Jesus den Pharisäer zum Nachdenken bewegen. Durch die Blume sagt er ihm, dass vor Gott alle Menschen „zahlungsunfähige“ Schuldner, dass alle Menschen vor Gott Sünder sind. Nicht nur die Frau, die als Sünderin bekannt ist, sondern auch er, der selbstgerechte Pharisäer, braucht die Vergebung und die Barmherzigkeit Gottes. Die Sünderin setzt ihr ganzes Vertrauen in diesen Jesus von Nazareth, der von der Vergebungsbereitschaft Gottes erzählt und den Menschen immer wieder sagt, dass Gott unendlich barmherzig ist und sein Herz trotz unserer Sündenschuld allen offen steht. Jesus hat die Sünde nicht verharmlost; sie war für ihn das größte Übel, die schlimmste Krankheit. Aber er war gut zu den Sündern und hat ihnen die Vergebung Gottes zugesprochen. Die Grundhaltung der Sünderin ist Vertrauen, Dankbarkeit, Reue und der feste Glaube, dass nur Jesus aus aller Sündenschuld und aus aller Verstrickung in das Böse befreien kann. „Ihr sind viele Sünden vergeben, weil sie mir so viel Liebe gezeigt hat.“ Zur Frau gewandt sagt Jesus das befreiende Wort: „Dein Glaube hat dir geholfen. Geh in Frieden.“ Die folgenden drei Verse (Lk 8, 1-3) sind ein sehr beachtenswerter Zusatz. Lukas erzählt, wie Jesus von Ort zu Ort zieht, um die Frohbotschaft vom Reich Gottes zu verkünden. Dabei begleiten ihn nicht nur die zwölf Jünger, sondern auch einige Frauen. Drei werden sogar mit Namen genannt. Frauen gehören somit von Anfang an zur Jüngergemeinschaft, die Jesus begleiten, ihm dienen und nachfolgen. Frauen sind auch die ersten Zeugen der Auferstehung Jesu.   

Monsignore Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 16. Juni 2013   

Lesungen zum 11. Sonntag im Jahreskreis am 16. Juni