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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Das Wasser des Lebens

Taufe des Herrn, 12. Januar 2014

Noch einmal leuchtet am heutigen Fest der Taufe des Herrn die Herrlichkeit des sich offenbarenden Gottes auf. Der Vater bezeugt Jesus als seinen geliebten Sohn und der Geist Gottes kommt in seiner Fülle auf ihn herab.

Doch bevor diese Offenbarung sich ereignet, steigt Jesus in die Fluten des Jordan und lässt sich von Johannes taufen. Die Taufe des Johannes war eine Bußtaufe, die die Sünder auf den Weg der Umkehr führen sollte.

Jesus stellt sich mit dem Empfang dieser Taufe in die Reihe der Sünder. Er erklärt sich damit solidarisch mit der sündigen Menschheit, nicht um inihrer Sünde aufzugehen, sondern um sie durch diese Berührung zu reinigen. Der ganz Reine steigt in die schmutzige Flut unserer Sündhaftigkeit, um uns den Weg zum rettenden Ufer zu weisen.

Das griechische Wort für taufen be-deutet in seiner Grundform „eintauchen, untertauchen“. Durch Untertauchen wurde die Taufe des Johannes damals auch gespendet. Jesus ließ sich also eintauchen in das Wasser, jenes unheimliche Element, das der Mensch des Altertums als Sinnbild für alles Unheimliche und Bedrohliche ansah, als die dunkle Todeswelt, die der Feind eines gesicherten und befriedeten Lebens ist. In dieses Wasser des Todes steigt Jesus hinein. Somit ist seine Taufe im Jordan bereits Hinweis auf sein Sterben, Verweis auf jene andere Taufe, die Bluttaufe am Kreuz, als er für uns die Wasser des Todes durchschritten hat. Als Jesus den Wassern des Jordan entstieg, tat sich der Himmel über ihm auf und die Kraft des Heiligen Geistes erfüllte ihn. Auf diese Weise ist uns der Herr vorausgegangen.

Nichts anderes geschieht letztlich auch in unserer christlichen Taufe. Entsprechend der paulinischen Tauftheologie werden wir auf Christi Tod getauft und mit ihm begraben. Das Untertauchen der zumeist erwachsenen Täuflinge im Taufbrunnen gemäß der Praxis der frühen Kirche symbolisierte dieses Sterben mit Christus. Als Auferstandene stiegen sie auf der anderen Seite des Beckens wieder heraus.

Durch den Hindurchgang durch das Wasserbad der Taufe öffnet sich auch über uns der Himmel. Wir erhalten Anteil an der Kraft der Auferstehung Jesu Christi. Das ist  künftig unser Weg in der Nachfolge Christi: durch das Dunkel von Sünde und Tod in das Licht des neuen Lebens in Christus. Mit dem Empfang der Taufe beschreiten wir diesen Weg.

Durch die Taufe auf den Tod Jesu wurde das neue Sein in Christus Jesus grundgelegt. Dies soll nun im weiteren Leben seinen konkreten Ausdruck finden in der Teilhabe der Getauften an den Gesinnungen Jesu Christi. Aus der objektiven Gegebenheit, dass der Getaufte den Tod Christi an seinem Leib trägt, ergibt sich für ihn die Forderung, nicht mehr nach dem Fleisch zu leben und Selbstüberwindung zu üben. Ziel ist immer der neue Mensch. Der alte Mensch ist tot, ein neuer Mensch ist geworden, erneuert nach dem Bild seines Schöpfers.
Die Taufe ist aber ein „sacramentum permanens“, ein Sakrament, das während des ganzen Lebens immer neu bestätigt werden muss. In Treue zu unseren Taufgelübden sollen wir deshalb den Kampf gegen Sünde und Tod beharrlich kämpfen. Dabei kommt uns der Geist Gottes zu Hilfe, der uns in der Taufe geschenkt worden ist. Aus seiner Kraft können wir als Menschen der Auferstehung leben.

P. Gregor Lenzen CPS, Kirchenzeitung vom 12. Januar 2014

Lesungen zur Taufe des Herrn am 12. Januar 2014