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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Das Warten hat ein Ende

3. Sonntag im Jahreskreis, 26. Januar 2014

Warten – damals wie heute eine große Herausforderung. Gelassen bleiben, geduldig sein, den Grund für das Warten nicht vergessen, die Hoffnung auf das Kommen des Erwarteten nicht verlieren.

Warten auf den verheißenen Messias – das taten die Menschen zur Zeit Jesu mit aller Hoffnung, die sie bei den äußeren Umständen lebendig halten konnten. Wann kommt er bloß? Wer wird er sein? Wie können wir ihn erkennen?

An diese Fragen knüpft Matthäus an, wenn er zu Beginn seines Evangeliums Jesus als den verheißenen Messias vorstellt. Er nutzt dazu ein Erfüllungszitat aus dem Buch Jesaja, das er aber nicht wörtlich übernimmt, sondern dahingehend umändert, das es dem Leser, der Leserin erlaubt, vom Karfreitagsgeschehen her zu verstehen:

Ja, in diesem Jesus, in seinem Wort und in seinem Handeln ist die Prophezeiung in Erfüllung gegangen. Er ist das Licht, dass die Dunkelheit durchdringt – so wie das Licht des Sterns, der den Weisen den Weg zur Krippe gezeigt hat. Dieser Jesus ist es, der die vielfältigen Nöte – Armut, Einsamkeit, Krankheit, … – kennt und ernst nimmt, Wege zur Veränderung aufzeigt und Gottes Nähe spürbar werden lässt. Matthäus fasst alle diese Facetten in dem Ruf Jesu zur Umkehr und der Nähe des Himmelreiches zusammen.

In einem zweiten Schritt zeigt Matthäus auf, dass es Jesus von Anfang an um das Stiften von Gemeinschaft geht. Jesu Ruf an seine ersten Jünger, unter denen Petrus von Anfang an eine besondere Stellung einnimmt, ergeht unerwartet. Er trifft die Männer mitten in ihrer ganz normalen Arbeit und fordert sie zu einer Entscheidung heraus. Sie werden gerufen – ja mehr noch, aufgefordert – sich zur Nachfolge bereit zu erklären und sie lassen sich darauf ein.

Was hier dargestellt wird ist natürlich ein Idealbild, aber es macht deutlich, dass die Antwort, die der oder die einzelne gibt, nicht durch vielfältige Erwägungen aller Art begleitet werden kann. Sie setzt die Bereitschaft zum Risiko, zum sich auf den Weg machen, zum Vertrauen in den, der da ruft, voraus.

Seinen Ort finden, sich selbst finden, Gemeinschaft gründen, das sind die Schwerpunkte dieses Abschnitts aus dem Matthäusevangelium. Jesus war kurz in der Wüste, in der Stille, bevor er sich aufmacht, um die Menschen an ihrem Platz aufzusuchen. Damit macht er deutlich, wie man in seiner Nachfolge mitten in der Welt leben und trotzdem den Willen Gottes erfüllen kann. Es geht konkret um die Kunst, mitten in der Welt zu sein ohne sich dieser Welt anzupassen. Durch sein Vorbild macht Jesus deutlich, dass niemand für die Menschen und ihre Nöte da sein kann, wenn er/sie sich den jeweiligen Moden und Strömungen der Zeit anpasst. Durch das unangepasste Handeln wird dagegen deutlich, dass das Himmelreich bereits hier und jetzt ansatzweise durch das Hören auf die Verkündigung Jesu erfahren und erlebt werden kann.

Der Ruf Jesu und die kompromisslose Entscheidung zur Nachfolge lässt die Gerufenen sich selbst neu finden. Sie können das tun, weil sie sich von Jesu Wort in ihren Herzen haben berühren lassen. Die daraus wachsende Erkenntnis eröffnet ihnen eine neue Lebensperspektive. Sie erkennen: Was wirklich zählt, ist die Barmherzigkeit. Wo immer sie gelebt wird, gewinnt das Himmelreich an Boden.

Mit ganzem Herzen in der Nachfolge zu leben gelingt nur in der Gemeinschaft. Sie bestärkt, trägt über Zeiten der Verunsicherung und des Zweifels hinweg und erlaubt, miteinander um die richtige Form einer missionarisch offenen und einladenden Kirche zu ringen. Nicht Tristesse und Schwarzmalerei sind hier gefragt, sondern der in der Bindung an Jesus Christus gründende persönliche Beitrag eines/einer jeden einzelnen, an dem Ort, an dem er/sie steht, mit den Gaben und Fähigkeiten, die er/sie geschenkt bekommen hat.

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 26. Januar 2014

Lesungen zum 3. Sonntag im Jahreskreis am 26. Januar 2014