Zum Inhalt springen

Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Dann kann es wieder Weihnachten werden in uns

Dritter Adventssonntag, 16. Dezember 2012

Was sollen wir denn tun? Gute Frage! Oder sollten wir eher fragen: Was sollen wir denn lassen? Mitten in der stimmungsvollen Vorweihnachtszeit stellt uns das Evangelium vom Sonntag Gaudete die Gestalt des Täufers Johannes vor Augen mit seinem unbequemen Ruf zur Umkehr.

Offensichtlich hatten seine Worte eine große Wirkung auf die Menschen, die ihm zuhörten. Verschiedenste Personengruppen – Zöllner, Soldaten uns so weiter – fragten ihn, was denn für sie Umkehr bedeuten könnte. Damit fragten sie letztlich nach dem Heilmittel für sich selbst, für ihr ganzes Sein.Jeder Mensch krankt an etwas, an unheilen Haltungen, unheilen Strukturen. Letzten Endes kranken wir alle an der Sünde, auch wenn man das heutzutage nicht mehr so ungeschützt sagen darf. Doch die Realität der Sünde hält uns alle gefangen, ob wir das wissen wollen oder nicht. Wer befreit den Menschen aus seinem eigenen Gefängnis?

Wir sollten begreifen: Der Umkehrruf des Johannes steht nicht für Spaßbremse oder moralische Verurteilung, sondern bedeutet eine Einladung zur Freiheit. Der Ruf zur Umkehr bildete den Kern der Verkündigung Jesu und sollte dem Aufbau des Reiches Gottes dienen. Bereits sein Vorläufer stellte sich in diese Sendung, den Menschen zu zeigen, wo für sie der Prozess der Heilung beginnt.

Bereitschaft zum Teilen, gerechtes Handeln, Gewaltlosigkeit, sind keine Selbstverständlichkeiten in einer Welt, die vom menschlichen Egoismus regiert wird. Jeder steht vor anderen Herausforderungen, wenn es darum geht, zu einer neuen Freiheit des Liebens und Dienens durchzustoßen.

Meister, was sollen wir tun? – Nutzen wir die verbleibende Zeit des Advents, um uns selbstkritisch und in aller Ehrlichkeit diese Frage zu stellen. Was muss ich tun oder lassen, um immer mehr ein Mensch nach dem Plan Gottes und Bürger seines Reiches zu werden?

Natürlich ist klar, dass wir das nicht aus eigener Willenskraft stemmen können. Deshalb ist es notwendig, die Worte des Apostels Paulus im Philipperbrief zu beachten: Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott.

Umkehr heißt eben auch, Gott an sich herankommen zu lassen, ihn einzulassen in mein Leben, in mein Inneres. Nur er kann uns von uns selbst beziehungsweise von einem falschen Selbst befreien. Doch dazu brauchen wir seine Nähe. Gott will bei uns ankommen, uns nahekommen. Dazu ist uns wieder dieser Advent geschenkt.

Was sollen wir tun? – Diese Frage, beharrlich im Gebet vor Gott gebracht, birgt den Schlüssel zur Selbsterkenntnis in sich, die nur Gott schenken kann, und eröffnet den Weg in die Freiheit.

Nur noch wenige Tage trennen uns von Weihnachten, dem Fest der Geburt Christi. Warum ist Gott Mensch geworden? Die Antwort ist ganz einfach: Er wollte den Menschen wieder geradebiegen, ihn wieder richtig machen, ihn von der Verkrümmung in sich selbst heilen. Ein Leben im Gehorsam gegenüber dem göttlichen Willen, nach dem Beispiel Jesu Christi, beschreibt den Weg dahin. Hören wir also in der Tiefe unseres Herzens, was Gott uns sagt, dass wir tun sollen. Dann kann es wieder Weihnachten werden in uns und unserer Welt. Dann kann Gott wieder Fleisch werden in einem konkreten Menschen. Dann wird die Welt wieder ein Stück heiler.

P. Gregor Lenzen CP, Kirchenzeitung vom 16. Dezember 2012

Lesungen zum dritten Adventssonntag am 16. Dezember 2012