Zum Inhalt springen

Beziehungspflege in der Stille

Erster Fastensonntag, 26. Februar 2012

Die Stille ist ein wesentliches Element der Kommunikation und ohne sie gibt es keine inhaltsreichen Worte. So schreibt Papst Benedikt in seiner Botschaft zum diesjährigen Welttag der sozialen Kommunikationsmittel. Viele Menschen sprechen heute von ihrem Wunsch endlich mal auszubrechen aus der Hektik der vielen sinnlosen Worte um einfach Ruhe zu haben. Gleichzeitig merken sie aber, dass wir uns nicht einfach aus unseren Beziehungen davonstehlen können. Das Leben nimmt uns in Beschlag und wir haben nicht die Zeit 40 Tage in die Wüste zu gehen, wie Jesus. Wie sollen wir Zeit für Gott haben, da unser Leben in den kommenden 40 Tagen der Fastenzeit genauso weitergeht, wie bisher?

Hören wir noch einmal auf Papst Benedikt Über den Sinn der Stille: „In der Stille (...) verstehen wir mit größerer Klarheit, was wir sagen wollen. (...) Wenn man schweigt, erlaubt man dem Gegenüber, sich mitzuteilen, und auch wir selbst bleiben so nicht nur unseren eigenen Worten und Ideen verhaftet. (...) Auf diese Weise eröffnet sich ein Raum gegenseitigen Zuhörens, und eine engere menschliche Beziehung wird möglich.“

Die Stille ist also nicht dazu da sich von Beziehungen zurückzuziehen sondern dazu sie zu verbessern. Auch Jesus zog sich nicht in die Stille zurück um vor seinem Auftrag zu entkommen. Er suchte die Beziehung zu Gott, seinem Vater, um mit ihm in Einklang zu sein. Darin besteht der Sinn der Stille und der Fastenzeit in innigste Vereinigung mit Gott zu gelangen. So zeigt uns Jesus mit seiner Stille auch einen Weg zu Gott. Nicht der Rückzug aus unseren Beziehungen bringt uns näher zu Gott. Im Gegenteil die vertiefte und intensivierte Kommunikation untereinander bringt uns zu ihm.

Nur zwei Dinge sind dazu nötig. Erstens: Einen Moment still sein und überlegen, was ich überhaupt sagen will. Zweitens: Meinem Gegenüber erlauben sich mitzuteilen. In dieser Übung besteht christliches Fasten. Im Verzicht auf das schnelle Rechthaben und im Verzicht auf trotzigen Rückzug. Darin liegt aber auch die große Verheißung die uns das Zweite Vatikanische Konzil in der Pastoralkonstitution „Gaudium et Spes“ ausgesprochen hat: Im aufrichtigen Umgang mit den Brüdern und Schwestern finden wir uns erst vollkommen selbst als von Gott um unserer selbst Willen gewollte und geliebte Kinder.

Kaplan Martin Seefried, Kirchenzeitung

Lesungen zum ersten Fastensonntag am 26. Februar 2012