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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Barmherzigkeit – Die größte Eigenschaft Gottes 

Vierter Fastensonntag,10. März 2013

Der vierte Sonntag in der österlichen Bußzeit trägt den Namen „Laetare“. Dieser Ausdruck, der zur Freude ermutigt, stammt aus dem Eröffnungsvers der Liturgie: „Freue dich, Stadt Jerusalem! Seid fröhlich zusammen mit ihr, die ihr traurig wart“ (Jes 66,10).

In der Vorfreude auf das Osterfest verkündet die Kirche das wohl schönste Gleichnis Jesu, das „Gleichnis von den zwei Brüdern und dem gütigen Vater“ (Papst Benedikt XVI.).

Der jüngere Sohn fordert vom Vater seinen Vermögensanteil. Er will ausziehen, er will fort von daheim. Der Vater ist großherzig, er hält den Sohn nicht zurück. Nun kann er in der Fremde frei und unabhängig ein neues Leben beginnen. Er genießt das Leben. Schon bald ist das väterliche Erbe verbraucht.

Weil er keine rechte Arbeit mehr findet, verdingt er sich als Schweinehirt. Körperlich und seelisch heruntergekommen und ausgebrannt ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. „Da ging er in sich“, sagt das Evangelium. Er kommt zur Einsicht. Er erkennt sein Elend, das er selbst verschuldet hat.

Da entschließt er sich, zum Vater heimzukehren. Dieser hat längst auf ihn gewartet. Als er den Sohn eines Tages von Weitem kommen sieht, geht er ihm entgegen, umarmt und küsst ihn. Der Sohn bekennt voll Reue: „Ich bin schuldig geworden an Gott und an dir. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.“ Der Vater lässt ihn gar nicht zu Ende sprechen. Er verurteilt nicht, er macht keine Vorwürfe, sondern verzeiht. Er lässt für ihn das beste Gewand holen und ein großes Festmahl vorbereiten. Die Freude ist überwältigend: Der Sohn war verloren und hat wieder zurückgefunden. 

Gottes Macht – sein Erbarmen

Im Gleichnis geht es im Folgenden um den älteren Sohn. Er kommt von der Feldarbeit heim und sieht, dass zu Hause ein fröhliches Fest gefeiert wird. Er ist verbittert. Er findet es einfach ungerecht, dass für diesen Taugenichts, der das Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, ein großes Fest veranstaltet wird. Er weigert sich sogar, das Haus zu betreten. Doch der Vater geht auch ihm entgegen und redet ihm liebevoll zu: „Mein Kind, du bist doch immer bei mir gewesen und alles, was ich habe, gehört auch dir. Aber jetzt müssen wir uns doch freuen und ein Fest feiern, denn dein Bruder war tot und lebt wieder, er war verloren und ist wiedergefunden worden.“ Es muss mehr geben und es gibt bei Gott mehr als die Gerechtigkeit, nämlich die Liebe.

Das Gottesbild, das uns Jesus im Gleichnis offenbart, überschreitet unsere Vorstellungen bei Weitem. Der gütige Vater im Gleichnis ist Gott selbst. Gott ist ganz Liebe und Barmherzigkeit. Gott zeigt seine Macht vor allem im Erbarmen und Verschonen. Er ist der gütige Vater, der jeden Sünder, der umkehrt, bedingungslos wieder aufnimmt. Barmherzigkeit ist die größte Eigenschaft Gottes. Gottes Liebe ist so wunderbar. Der heilige Pfarrer von Ars, Johannes M. Vianney, sagte einmal: „Wir dürfen der Barmherzigkeit Gottes keine Grenzen setzten. Sie hat keine, sie ist grenzenlos. Nichts beleidigt den lieben Gott mehr, als an seiner Barmherzigkeit zu zweifeln.“ Papst Johannes

Paul II. hat im Jahre 1980 seine zweite Enzyklika der Barmherzigkeit Gottes gewidmet. Er hat später den Sonntag der göttlichen Barmherzigkeit (Sonntag nach Ostern) eingeführt und im Jahr 2000 die polnische Ordensschwester Faustyna Kowolska heiliggesprochen, die zur Botschafterin der göttlichen Barmherzigkeit geworden ist.

Monsignore Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 10. März 2013

Lesungen zum vierten Fastensonntag am 10. März 2013