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Barfuss in Sandalen

15. Sonntag im Jahreskreis, 15. Juli 2012

Die Zeitgenossen von Jesus gingen oft barfuss, besonders wenn sie arm waren. Die Sandalen, die Jesus laut Markus erlaubte, bestanden aus einer Sohle, die durch einen
Riemen am Fuß festgebunden waren. Die besten hatten ein Rahmenleder hinten an der Ferse: kein Luxus also.

Jesus gibt im heutigen Evangelium den Aposteln Anweisungen für ihre Missionsarbeit. Sie sollen nur das Notwendigste mitnehmen, – ja nicht einmal das, wenn wir hören, dass sie kein Geld und nichts zu essen mitnehmen sollen.

So können wir heute niemanden losschicken, egal wohin. Aber Jesus will uns mit seinen Worten keine Vorschrift machen. Es geht ihm um etwas anderes. Was Jesus mit seinen Worten deutlich zeigt: Er will eine ganz bestimmte Einstellung und äußere Verhaltensweise von denen, die er aussendet. Was er will ist offensichtlich: das einfache und bescheidene Auftreten seiner Boten.

Äußere Dinge sind notwendig. Aber sie dürfen nicht so viel Eigengewicht bekommen, dass die Verkündigung des Evangeliums zu kurz kommt. Wie sich Einfachheit und Anspruchslosigkeit heute ausdrücken sollen, das muss die Kirche, das muss jeder, der in ihrem Auftrag von Gott spricht, selbst herausfinden.

Gelebtes Christentum zeigt sich zuerst darin, wie wir miteinander umgehen, wie wir übereinander sprechen, ob wir einander helfen und ehrlich vergeben, so soll man an uns erkennen, was Christsein heißt. Es gibt nichts Schädlicheres für den Glauben, wenn Worte und Taten der Gläubigen sich widersprechen.

So wäre denn jeder Vorwurf ein Anlass zur persönlichen Gewissensfrage: Ist mein Leben, ist das, was ich sage und tue, wie ich mich gebe und verhalte, ein wirkliches Leben aus dem Glauben? Ist es ein Hinweis auf Jesus Christus?

Jesus will nicht, dass seine Botschaft den Menschen aufgezwungen wird, aber sie soll auch nicht verfälscht werden. Er verlangt von seinen Jüngern vollen Einsatz: Ohne Absicherung sollen sie sich auf den Weg zu den Menschen machen, ihre Not lindern und selbstbewusst die Botschaft vom Reich Gottes verkünden.

Im Grunde genommen gilt das für uns heute ebenfalls: Unser Auftrag als Christ besteht darin, Menschen in Not zu helfen, sie zu trösten und ihnen, wenn sie es hören wollen, von Gottes Liebe zu erzählen. Wer nur auf die eigene Sicherheit bedacht ist, schafft das nicht, barfuss in Sandalen.

Pfarrer Rudolf Batzdorf, Kirchenzeitung Nr. 29 vom 15. Juli 2012

Lesungen zum 15. Sonntag im Jahreskreis am 15. Juli 2012