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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Auf jedes Wort kommt es an

6. Sonntag im Jahreskreis, 16. Februar 2014

Mach dies, tu das – Gebote, Verbote, Weisungen – das ist nichts, was die Menschen heute, und auch damals, begeistern kann. Wo soll da das Element von Freude, von Lebenshilfe sein? Um die Antwort zu finden, gilt es hinter den Buchstaben zu schauen.

Ganz klar gilt: Jesus übersetzt allgemein gültige Lebens- und Glaubensweisungen nicht beliebig in die jeweilige Zeit. Sein Anliegen ist es, sie auf ihren Sinn und ihre bleibende Gültigkeit hin zu hinterfragen und aus dieser Perspektive heraus zu erklären. Ihm geht es nicht um Anpassung, sondern um die Frage, wie es dem Menschen besser gelingen kann, die Gebote Gottes zu erfüllen, damit sein/ihr Leben gelingen kann. Dazu verweist er in seiner Auslegung auf die größere Gerechtigkeit, die sich im Handeln jedes und jeder Einzelnen zeigen soll und die ihre Wurzeln in der Herzensbildung hat. Welche Konsequenzen ergeben sich für die/den Glaubenden daraus?

Das erste Gebot, das Jesus aufgreift, ist das Verbot des Tötens. Er macht deutlich, dass dieses nicht erst dann greift, wenn ein Mord geschehen ist, sondern bereits bei der Entfremdung von Menschen voneinander, bei der Abweisung einer/eines Anderen einsetzt. Am Ende eines solchen Prozesses kann die Aussage stehen: „Du bist für mich gestorben!“

Jesus zeigt, dass es bei der Erfüllung des fünften Gebotes um ein Handeln geht, das sich Gott gegenüber verantwortlich weiß und daher ein klares Nein gegenüber Hass, Wut und Zorn zur Grundlage hat. An die Stelle von Aggression, verbaler Gewalt, Beschämungen und Verunglimpfungen treten in der gelebten Nachfolge Jesu das Überprüfen der Gefühle, die Selbstbeherrschung und die Versöhnungsbereitschaft. Nicht morgen oder übermorgen gilt es, damit zu beginnen, sondern jetzt, weil jede Gelegenheit zur Veränderung und zur Versöhnung mit dem Tod endet. Und dessen Zeitpunkt ist unbekannt.

Auf den richtigen Umgang mit dem Wort weist Jesus ein zweites Mal hin, wenn er auf die Bedeutung der Wahrhaftigkeit im Umgang Miteinander hinweist. Die Wahrheit sagen – muss das immer sein? Gilt das nicht nur dann, wenn etwas zu beschwören ist? Und selbst da zeigt sich, wie Nachrichten und Zeitung berichten – ein oft mehr als lockerer Umgang mit den Tatsachen. „Glaub’ mir doch! Ich schwöre dir!“ – diese Sätze sollen überflüssig werden, denn, so fordert Jesus alle, die ihm nachfolgen auf: Jedes Wort, das gedacht und gesprochen wird, soll der Wahrheit entsprechen. Nicht heute so und morgen anders, denn nur durch die Wahrheit kann eine Gemeinschaft wachsen, in der sich jede/jeder auf jeden/jede verlassen kann, ohne verlassen zu sein.

Die Erklärungen Jesu zeigen, dass es nicht um das Einklagen strafrechtlicher Folgen geht, sondern um eine Grundentscheidung für ein Handeln aus der Verbundenheit mit dem Wort und Willen Gottes Herzens. Dabei wird klar, dass das Vertreten ethischer Prinzipien allein nicht ausreicht. Im Mittelpunkt der Auslegung Jesu steht das absolute Ja zur Würde eines jeden Menschen. Dieses Ja gilt es, in seiner Nachfolge zu leben. Auch und gerade dann, wenn es weder dem Zeitgeist noch der Bequemlichkeit entspricht. Wie heißt es doch im Vater unser: Dein Wille geschehe.

Barbara Bagorski, Kirchenzeitung vom 16. Februar 2014

Lesungen zum 6. Sonntag im Jahreskreis am 16. Februar 2014