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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Auf die Ankunft des Menschensohnes warten

Erster Adventssonntag, 1. Dezember 2013

In freudiger Erwartung beginnen wir wieder den Advent. Durch das neue Kirchenjahr (Lesejahr A) begleitet uns der Evangelist Matthäus. Das Wort Advent kommt aus dem Lateinischen und heißt Ankunft. Im Advent bereiten wir uns für das Weihnachtsfest, die erste Ankunft unseres Retters Jesus Christus. Die Geburt des Sohnes Gottes geschah in der Fülle der Zeit aus der Jungfrau Maria.

Zum Advent gehört noch ein weiterer wichtiger Aspekt. Die Kirche verkündet am ersten Adventssonntag die zweite machtvolle Ankunft des Menschensohnes. Im Credo bekennen wir: „Er wird wiederkommen in Herrlichkeit.“ Die Grundaussage der Botschaft am ersten Adventssonntag lautet: „Dann werden alle Völker den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen“ (Mt 24,30). Der geheimnisvolle Titel „Menschensohn“, der im Buch Daniel aufleuchtet, ist Jesus Christus. Er bezieht den Titel „Menschensohn“ auf sich selbst. Nach der Vision des Propheten Daniel wird sein Reich alle Völker umfassen. Es wird ohne Ende sein. Es wird dieses das Reich Gottes und der Heiligen, das Reich des Menschensohnes sein, dem alle Gewalt gegeben ist (Dan 7,13-14). Der Menschensohn kommt völlig unerwartet. Es wird sein wie in den Tagen, als Noach in die Arche ging. Die Menschen werden wie jeden Tag ihrer Arbeit und ihrem Vergnügen nachgehen, ein ganz normales Leben führen. Da bricht der Tag des Menschensohnes plötzlich herein. Darum mahnt das Evangelium zur Wachsamkeit: „Seid wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt“ (Mt 24,42). Ihr könnt jederzeit vor sein Angesicht gerufen werden; darum seid immer bereit. Wachsam sein bedeutet offen sein für das Gute, für die Wahrheit, für Gott. Wachsam sein heißt, treu und geduldig den Willen Gottes tun, Gott hineinlassen ins eigene Leben. Zur Wachsamkeit gehört auch das Gebet. Daran erinnert uns Jesus selbst: „Wachet und betet“ (vgl. Mt 26,41). Das Gebet ist eine wesentliche Weise des Wachens.

Schon Cyprian von Karthago, ein berühmter Kirchenschriftsteller aus dem dritten Jahrhundert, musste seine Leser ermahnen, doch nicht das Gebet um die Wiederkunft Christi, um sein endgültiges Kommen, zu unterlassen. Die ältesten Gebete der Christenheit bitten um sein Kommen. Im Vaterunser beten wir „Dein Reich komme“ und ein Gebetsruf der ersten Christen lautete: „Komm, Herr Jesus – Maranatha“. Darin manifestiert sich die Sehnsucht, Christus möge bald wiederkommen und das Reich Gottes endgültig aufrichten. Dann werden die Verfolgungen, alles Leid und Unrecht ein Ende haben. Dann werden Gerechtigkeit, Friede und Liebe herrschen. Wie Papst Benedikt XVI. im Band II seines Jesus-Buches hervorhebt, hat der Advent noch einen dritten Aspekt, den man als ergänzende Sicht be-zeichnen darf. Papst Benedikt verweist auf Joh 14,23: „Wenn jemand mich liebt und mein Wort hält, dann wird mein Vater ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“ Ausdrücklich ist hier vom „Kommen“ des Vaters und des Sohnes die Rede. Papst Benedikt erwähnt in diesem Zusammenhang den heiligen Bernhard von Clairvaux, der schreibt: „Eine dreifache Ankunft des Herrn kennen wir“ (vgl. Lesung im Stundengebet am Mittwoch der ersten Adventswoche).

Papst Benedikt macht deutlich, dass die Weisen dieser Ankunft vielfältig sind: „Der Herr kommt durch sein Wort, er kommt  in den Sakramenten, besonders in der heiligsten Eucharistie, er kommt durch Worte oder Ereignisse in mein Leben hinein.“ Dein Reich komme! Komm, Herr Jesus 

 Msgr. Herbert Lang, Kirchenzeitung vom 1. Dezember 2013

Lesungen zum ersten Adventssonntag am 1. Dezember 2013