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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

„Auf dein Wort hin ...“

5. Sonntag im Jahreskreis, 10. Februar 2013

Fahr hinaus auf den See!“ – sagt Jesus zu Simon im heutigen Evangelium. In älteren beziehungsweise wörtlicheren Übersetzungen wird das noch präzisiert, wenn es da heißt: „Fahr hinaus auf die hohe See“ oder „Fahr hinaus zur Tiefe des Sees“. Dort sollten Simon und seine Gefährten ihre Netze zum Fang auswerfen.

Doch wozu sich den Gefahren der Tiefe aussetzen? Hatten sie nicht schon die ganze Nacht gearbeitet, ohne Erfolg? Wozu dann ein solches Risiko eingehen? Auf der hohen See war man schließlich schutzlos dem Spiel von Wind und Wellen ausgeliefert. In dieser Entscheidungssituation kommt aus dem Mund des Simon das Schlüsselwort, das für uns alle einen grundsätzlichen Wechsel der Perspektive im Leben bedeutet: „Doch wenn du es sagst ...“ oder genauer übersetzt „Aber auf dein Wort hin ...“.

Nicht unsere Müdigkeit und Enttäuschung, nicht unsere Mutlosigkeit und Angst dürfen unser Denken und Handeln regieren, sondern allein das Vertrauen auf sein Wort. Der Herr muss die oberste und letzte Autorität in unserem Leben sein. Solange wir in unserem menschlichen Denken und Fühlen gefangen sind, werden wir,  bildlich gesprochen, nicht viel an Land ziehen. Erst wenn wir bereit sind, uns selbst und unsere Sicherheiten loszulassen, seinem Wort mehr zu vertrauen und uns auf die hohe See des Lebens mit Gott zu begeben, werden wir das Wunder des reichen Fischfangs erleben.

Dieser Erweis von göttlicher Kraft in menschlicher Schwachheit lässt den Menschen seine Unwürdigkeit erkennen. Die unmittelbare Begegnung mit dem Göttlichen, wie im Fall des Jesaja, macht dem Menschen seine Unreinheit bewusst. „Weh mir ...weg von mir“. Tiefes Erschrecken und Beschämung sind oft die Reaktion auf Seiten des Menschen, wenn er das machtvolle Wirken Gottes an sich erfährt. Keiner von uns wird je würdig und rein genug sein, um vor Gott etwas darzustellen. Es geht eben nicht um unsere Leistung vor Gott, sondern um unser Vertrauen auf sein Wort. Er ruft Menschen von überall her und will sie in seinen Dienst nehmen. Aus der Souveränität seiner Liebesmacht heraus reinigt und heiligt er die Menschen, die ihm in Demut und Reue nahen, und sendet sie als seine Zeugen in unsere Welt.

Wer Gott mehr traut als sich selbst, wird seine Wunder erleben. Gott fordert uns bisweilen heraus und mutet uns viel zu. Doch wenn wir bereit sind, ihm auch über Abgründe und Tiefen zu folgen, beschenkt er uns am Ende mit seiner Fülle. Der große Menschenfischer sendet auch heute noch seine Jünger aus, um Menschen für das Reich Gottes zu gewinnen. Wer wie Petrus seine Schwachheit bekennt und sich Gott ganz anvertraut , darf am Ende wie Paulus ausrufen: „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben.“ Ja, es geht wirklich darum, Gott etwas zuzutrauen und sich seiner Gnade zu öffnen. Er kann aus jedem von uns etwas Großes machen. Auch uns gilt jenes „Fürchte dich nicht!“ Wir sind nicht allein uns selbst und einer bedrohlichen Umwelt ausgeliefert. Der Herr schenkt uns den Mut und die Kraft, im Vertrauen auf sein Wort auch ins tiefe Wasser hinaus zu rudern und dabei den Fang unseres Lebens zu machen.

Pater Gregor Lenzen CP, Kirchenzeitung vom 10. Februar 2013

Lesungen zum 5. Sonntag im Jahreskreis am 10. Februar 2013