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Anderen helfen, Christus zu finden

2. Sonntag im Jahreskreis, 15. Januar 2012 

Gerne lassen wir uns von Freunden zu einem Konzert oder zu anderen interessanten Ereignissen einladen. Wir nehmen das Angebot aber nur dann an, wenn wir auch wissen, worauf wir uns einlassen. Umso mehr beeindruckt mich das Beispiel des heiligen Willibald, wie es ihm gelungen ist, seinen Vater Richard und seinen Bruder Wunibald für die Wallfahrt auf den Spuren Christi zu begeistern. Denn ich mache auch die Erfahrung, dass es schwer sein kann, jemanden für einen freiwilligen Dienst in der Kirche zu gewinnen. Davon können leider auch Verantwortliche in den Vereinen ein Lied singen. Da grenzt es manchmal sogar an ein Wunder, wenn ein frei gewordener Posten wieder besetzt werden kann.

Aus der Sicht dieser Erfahrung betrachtet, sind wir im Johannesevangelium Zeugen eines solchen Wunders geworden. Schon vor dem ersten ausdrücklich genannten Wunderzeichen bewirkt Jesus, dass die Jünger das Zeugnis des Täufers annehmen und ihm selber nachfolgen. Mit dem hinweisenden Wort des Johannes „Seht das Lamm Gottes“ muss bereits der Geist des Messias gewirkt haben, dass die Jünger sagen können: „Wir haben den Messias gefunden!“ Für gläubige Juden gibt es keinen schöneren Satz als diesen. Wir können deshalb annehmen, dass Andreas und der andere, der das Wort des Täufers gehört hatte, voller Freude und Begeisterung sind. Weil sie von und für Jesus begeistert sind, können sie Petrus zu ihm führen.

Ich sehe in diesem Wunder die geistliche Initialzündung der Kirche. Menschen gelingt es, Andere zu Jesus zu führen, so dass sie ihm nachfolgen. Davon lebt die Kirche bis heute. Daran müssen auch wir Maß nehmen: Gelingt es uns mit unserem Glauben, Angehörige, Freunde, Nachbarn zu Jesus mitzunehmen? Jesus selber wirkt dieses Wunder. Wenn wir von Jesus begeistert und überzeugt sind, können auch wir wie bei der Hochzeit zu Kana die leeren Krüge mit Wasser bereit stellen. Wir können so die Vorbereitungen für das Wunder treffen, indem wir mutig und offen mit anderen über unseren Glauben sprechen, um sie zu Christus zu führen. Wir haben den Geist Jesu Christi empfangen, der dieses Wunder bewirken kann. Wer Christus gefunden hat, hilft auch Anderen Christus zu finden. Das Wunder der Kirche geschieht also. Es ereignet sich da, wo Menschen sich zu Jesus mitnehmen lassen und wo sie Andere zu ihm mitnehmen.

Dekan Elmar Spöttle, Kirchenzeitung

Lesungen zum 2. Sonntag im Jahreskreis am 15. Januar 2012