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Auf ein Wort: Gedanken zum Sonntagsevangelium

Adventlich leben

Dritter Adventssonntag, 15. Dezember 2013

Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch! Denn der Herr ist nahe“ – mit diesen Worten des Jubels aus dem Mund des Apostels Paulus beginnt die Messe des 3. Adventssonntags. Deshalb trägt dieser Sonntag auch den Namen Gaudete (= Freut euch).

Die Freude über das baldige Weihnachtsfest bricht sich langsam Bahn.
Grund genug, um noch einmal bei sich nachzuschauen, ob man bereits eine adventliche Haltung angenommen hat. Christus gibt uns dazu im heutigen Evangelium eine Hilfestellung. Er zeigt auf Johannes den Täufer, gleichsam als den Urtyp eines adventlichen Menschen. In starken, ja herausfordernden Worten beschreibt Jesus der Menge die Charakterzüge des Johannes: „Was habt ihr denn sehen wollen? Ein Schilfrohr, das im Wind schwankt?“

Das war er in der Tat nicht, dieser Sohn des Zacharias und der Elisabeth. Vielleicht klingt uns vom letzten Sonntag noch in den Ohren, was er zu den Sadduzäern und Pharisäern gesagt hatte: „Ihr Schlangenbrut“. Er hatte wahrhaftig keine Furcht vor den Mächtigen und Gelehrten seiner Zeit. Unerschrocken und entschlossen trat er ein für die Botschaft, die er verkünden sollte.Johannes gab Zeugnis vom anbrechenden Gottesreich ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen. Er stand fest wie ein Fels in der Brandung.

Wie furchtsam und kompromissbereit sind wir dagegen oft. Wir haben Angst, wirklich als Christen zu handeln. Lernen wir doch von der Festigkeit eines Johannes. Wenn wir entschlossen für Christus und sein Reich eintreten, wird unser Glaube die Welt besiegen.
Jesus fragt noch weiter: „Oder was habt ihr sehen wollen, als ihr hinausgegangen seid? Einen Mann in feiner Kleidung?“ Johannes hatte sich nicht dem Luxus und dem Wohlleben ergeben. Für ihn waren Karriere und Wohlstand nicht das Höchste. Er wählte freiwillig die Ungesichertheit der Wüste. Er wusste sich von Gott gerufen und in ihm geborgen. Wer diese letzte Sicherheit besitzt, braucht sich nicht sklavisch an scheinbare Sicherheiten in der Welt zu klammern.

Seien wir ehrlich! Der Wellnessgedanke hat nicht nur positive Auswirkungen für uns gehabt. Ein wenig von der Askese eines Johannes, der in Kamelhaar gekleidet war und von Heuschrecken und wildem Honig lebte, würde uns nicht schlecht bekommen. Der Hang, jedes Bedürfnis sofort zu stillen, stellt eine echte Gefahr dar. Wir sollten uns vielmehr wieder einüben in die Haltung freiwilligen Verzichtens. Da gibt es natürlich verschiedene Wege und Formen. Entscheidend ist, dass wir dabei zu jener inneren Freiheit gegenüber Menschen und Dingen gelangen, die Johannes uns so überzeugend vorgelebt hat.

Für Jesus ist Johannes der Täufer in vieler Hinsicht ein exemplarischer Mensch. Er vereint für ihn alle wichtigen Eigenschaften eines Propheten in sich. Ja mehr noch: Der Herr sieht in Johannes seinen unmittelbaren Vorläufer, den Boten, der den Weg für ihn bahnen soll. Schließlich nennt er ihn sogar den Größten unter den Menschen.

Wenn wir in unserem Leben nach menschlicher Größe Ausschau halten, sollten wir uns nicht an irgendwelchen Scheinidolen orientieren. Blicken wir lieber auf eine Gestalt wie Johannes den Täufer, der uns durch seine ganze Lebenshaltung zuruft: „Bereitet dem Herrn den Weg! Ebnet ihm die Straßen!“

P. Gregor Lenzen CP, Kirchenzeitung vom 15. Dezember 2013

Lesungen zum dritten Adventssonntag am 15. Dezember 2013