Unterwegs mit Freunden aus Ghana: Gäste der Diözese Koforidua beim BDKJ Eichstätt
Eichstätt/Ingolstadt/Nürnberg (pde) – Besuche in einem Ingolstädter Altenheim, bei der Freiwilligen Feuerwehr in Oberasbach bei Nürnberg oder in der KZ-Gedenkstätte Dachau stehen auf dem Programm des derzeit im Bistum stattfindenden Besuchs einer neunköpfigen Gruppe junger Erwachsener aus Ghana. Sie engagieren sich in ihrer Heimatdiözese Koforidua in der katholischen Organisation COSRA, die sich für soziale und religiöse Weiterentwicklung einsetzt. Seit mehr als 25 Jahren pflegt sie eine Partnerschaft mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Eichstätt. Dieser hatte Ende der 1990er-Jahre eigens einen Arbeitskreis (AK) Ghana gegründet. Zehn persönliche Treffen zwischen COSRA und AK Ghana fanden seither statt, abwechselnd in Deutschland und Ghana. Nummer elf begann nun offiziell mit einem Gottesdienst im Jugendtagungshaus Schloss Pfünz, wo die Gäste tags zuvor Quartier bezogen hatten. Bischof Gregor Maria Hanke zelebrierte die Heilige Messe mit Diözesanjugendpfarrer und AK-Ghana-Mitglied Domvikar Korbinian Müller sowie COSRA-Kaplan Emmanuel Boateng.
„Wir sind sehr froh, euch bei uns zu haben“, versicherte Hanke in seiner auf Englisch gehaltenen Begrüßung der ghanaischen Gäste mit ihrem Verbandspräsidenten Nana Kingsley Oppong Yeboah und dessen Stellvertreterin Stella Cosmos. Es sei wichtig, Brücken zu bauen in einer Zeit, in der Nationalismus, Hass und Spaltung zunähmen, betonte der Bischof und verwies auf die Botschaft des Evangeliums, die nicht auf Trennendes, nicht auf Hautfarbe oder Kultur schaue sondern auf das Verbindende: „Wir alle sind Kinder Gottes. Wir sind getauft, wir sind seine Familie“. Die neun Besucherinnen und Besucher seien Repräsentanten einer jungen, lebendigen Kirche. „Helft uns, neue Lebendigkeit zu finden“, lautete sein Wunsch.
Die meisten der Beteiligten kennen sich bereits von bisherigen Austauschtreffen – das letzte führte die Eichstätter Gruppe 2022 ins Bistum Koforidua. Ihre dort gekauften Gewänder hatten die AK-Ghana-Mitglieder zur Begrüßung in Pfünz angezogen. Während die meisten in knallbunte Farben gehüllt waren, trug Stefan Eberl einen Anzug, der zwar ebenfalls aus Afrika stammt, aber in schlichtem Weiß gehalten ist. „Ein Festtagsgewand, das ich geschenkt bekommen habe“, verriet der Ingolstädter, der nach dem Partnerschaftsbesuch von 2022 ein Jahr später erneut nach Ghana gereist war. Im Rahmen seines Religionspädagogik-Studiums leistete er ein halbjähriges Praxis-Semester in einer Pfarrei der Diözese Koforidua.
Beim Begrüßungsgottesdienst waren außerdem einige junge Leute aus dem Bistum Eichstätt dabei, die über den Freiwilligendienst „weltwärts“ ein Auslandsjahr in Ghana verbracht haben. „Die haben jetzt die perfekte Möglichkeit, dranzubleiben und sich in den AK Ghana einzubringen“, freute sich der Leiter des Referats Weltkirche, Dr. Gerhard Rott. Von einer „win-win-Situation“ für alle Beteiligten sprach auch Ines Heckel, die zusammen mit Max Holzer das Sprecherteam des AK-Ghanas bildet. Bei der Zusammenstellung der Schwerpunktthemen für das jeweilige Austauschtreffen versuche man, Herausforderungen in den Blick zu nehmen, „die in Ghana und Deutschland gleichermaßen bestehen und doch ganz anders gehandhabt werden“, erläuterte Heckel, die ebenso wie COSRA-Repräsentantin Stella Cosmos als Lehrerin arbeitet.
Herausfordernde Themen aus zweierlei Perspektiven zu betrachten, das geschah bisher beispielsweise bei den Themen Müllentsorgung, Fairer Handel oder auch Hochwasser, wie es in Ghana immer wieder durch den riesigen Volta-Stausee verursacht wird und zuletzt im Herbst 2023 verheerende Auswirkungen hatte.
Auch von Diskussionsrunden zum Umgang mit Pflegebedürftigen, zum Thema Militär, zum Stellenwert des Ehrenamts oder auch zur Bedeutung von Erinnerungskultur, wie sie beim jetzigen Besuch auf dem Programm stehen, erwarten sich die Organisatoren einen lebendigen Austausch. „Soziale Verantwortung und Friede“, lautet das Oberthema der Begegnung. Daneben stehen aber auch ein Spieletag oder gemeinsames Kochen auf dem Programm. Noch bis zum 9. September bleiben die Gäste im Bistum. In der zweiten Woche ihres Aufenthalts sind sie bei Familien untergebracht.
Die ersten Kontakte zwischen BDKJ Eichstätt und COSRA waren 1997 entstanden. Bei der bundesweiten Eröffnungsaktion von Misereor, die in Eichstätt stattfand, war auch der Bischof von Koforidua, Charles Palmer-Buckle zu Gast, der eine Einladung in seine Heimat aussprach. Weitere Informationen sind zu finden unter www.bdkj-eichstaett.de/themen-projekte/arbeitskreis-ghana.