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27.04.2021

Zwischen Pessach und Schawuot – die 50 Tage des Omerzählens

Pessach. Foto: Christiane Raabe/Pfarrbriefservice.de

Pessach/Agape. Foto: Christiane Raabe/Pfarrbriefservice.de

Fünfzig Tage trennen Ostern von Pfingsten – fünfzig Tage trennen Pessach von Schawuot (dieses Jahr 28.03. – 16.05.2021). Schawuot ist das einzige Fest, für das die Bibel kein festes Datum vorgibt. Dort heißt es lediglich, dass es 50 Tage nach dem ersten Pessachtag stattfinden soll. Damit kommt der Zählung, die am zweiten Pessachabend nach Eintritt der Dunkelheit beginnt, eine besondere Bedeutung zu. Das Zählen ist ein sich über die sieben Wochen hinweg ziehendes festes Gebot. Es fordert dazu auf, dass man den Segen spricht, der lautet: „Gesegnet seist Du, Ewiger, unser Gott, Souverän der Welt, Der uns durch seine Gebote geheiligt und das Omerzählen befohlen hat“, und den jeweiligen Zähltag als solchen benennt.

Das Omer war in der Zeit der Bibel ein Hohlmaß von ungefähr drei Litern. Mit diesem Maß brachten die Priester in der Zeit des Jerusalemer Tempels zwischen dem ersten Pessachabend bis Schawuot 50 Tage lang das Erstlingsopfer der Gerste dar (Lev 23,15-16).

Nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels entwickelten sich unterschiedliche Formen diese 50 Tage zu gestalten. Der gemeinsame Nenner aller Formen war der Wunsch, dass die Omerzeit für das spirituelle Wachstum genutzt werden soll. So werden in den Sprüchen der Väter (6,5-6) an Hand des Omermaßes 48 Eigenschaften benannt, durch die in besonderer Weise die Tora erworben werden kann z.B. durch Herzensgüte, Gerechtigkeit, Frieden, sowie alle Eigenschaften, die als lebensgestaltende Impulse Kraft und Segen schenken. Die Impulse laden täglich zu einer kurzen Meditation ein, sowie zu einer persönlichen Antwort auf die Frage, wie sie in den eigenen aktuellen Lebensalltag einbezogen werden können.

Die Omerzeit wird auch als Trauerzeit begangen in der traditionell keine Hochzeiten stattfinden sollen. Streng traditionell sind in dieser Zeit auch Haarschnitte und Rasuren verboten. Unterbrochen wird die Omerzeit am 33. Tag, dem Lag BaOmer, der je nach Tradition ganz unterschiedlich gestaltet werden kann.

Ganz egal ob traditionell oder mehr liberal, grundsätzlich gilt: Die Omerzeit ist eine Einladung, täglich kurz inne zu halten und über die von Gott geschenkte Freiheit und deren Gestaltung im eigenen Leben nachzudenken.

Text: Barbara Bagorski