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12.05.2021

Schawuot

Foto: Andreas Schneidt

Obst gehört zur Speisekarte des Schawuot-Festes. Foto: Andreas Schneidt

Schawuot, das Wochenfest, wird jedes Jahr sieben Wochen nach Pessach am 6. Siwan (16.05.2021) gefeiert. Es gehört zu den drei Wallfahrtsfesten Israels. Vielleicht ist dies ein Grund, warum Schawuot außerhalb Israels zwei Tage lang gefeiert wird.

Schawuot hat eine doppelte Bedeutung. Die eine richtet den Blick auf den Bezug zur Natur, die andere auf die religiöse Komponente.

1.    Schawuot – Fest der Erstlinge

Genau wie Pessach und Sukkot gehört Schawuot zu den Wallfahrtsfesten, für die gemäß Ex 34,23 gilt, dass alle Männer vor dem Angesicht des Herrn erscheinen und im Jerusalemer Tempel den Priestern die jeweilige Erstlingsgabe überreichen sollen. Des Weiteren wurden an diesem Fest zwei Weizenbrote geopfert, die aus dem Mehl der neuen Ernte gefertigt worden waren.
Der Bezug zu Schawuot als dem Fest der Erstlinge wird heute durch den Brauch aufrechterhalten, die Synagoge mit Blumen und Pflanzen aller Art zu schmücken. Traditionell isst man an den Festtagen milchige Speisen. Das hat seinen Grund darin, dass das hebräische Wort für Milch den Zahlenwert 40 hat. Damit wird an die Zeit erinnert, die Mose auf dem Sinai verbrachte, ehe er die Gebote Gottes erhielt. An anderer Stelle wird die Tora mit Milch und Honig verglichen (Hdl 4,11). So haben Pfannkuchen mit verschiedenen Quarkfüllungen, Käsekuchen und Milchspeisen aller Art an diesem Fest einen besonderen Platz auf der Speisekarte.
Verboten sind an den Festtagen jedoch Fleischgerichte. Das hat seinen Grund darin, dass die speziellen Speisegesetze vor der Gabe der Tora noch nicht bekannt waren. Mit ihrer Gabe verbunden wurde nun die Notwendigkeit, das Geschirr nach ihren Vorschriften vor dem Gebrauch zu kaschern (d.h. rituell zu reinigen). Bis dies getan werden konnte, aß man – und isst man – Milchspeisen, Obst und Gemüse.

2.    Schawuot – religiöser Schwerpunkt

Vor bei Weitem größerer Bedeutung ist der religiöse Schwerpunkt dieses Festes, das an die Offenbarung der Tora erinnert. Da der Lehre der Tora eine ganz zentrale Stellung im Judentum hat, kommt man in der ersten Festnacht seit dem 16. Jahrhundert zur sogenannten „Lernnacht“ zusammen und lernt die ganze Nacht über. Was genau in jedem Jahr auf dem Lehrplan steht wird von den Organisatoren/-innen der Lernnacht zusammengestellt. Zu dieser Auswahl gehören auf jeden Fall Verse aus allen Wochenabschnitten, aus jedem Buch der Tora, Traktate aus der Mischna, eine Auflistung der 613 Ge- und Verbote, sowie ausgewählte Stellen aus der Kabbala.

Nicht fehlen darf das Buch Rut, was folgende Gründe hat: Es handelt zur Erntezeit; es dokumentiert die Hinwendung der Moabiterin Rut zum Glauben an den einen und wahren Gott und es weist auf den Urenkel Ruts hin, König David, der an einem 6. Siwan geboren und auch gestorben sein soll.

Im Morgengottesdienst werden dann die 10 Gebote gelesen.

Schawuot ist ein Fest, an dem die Arbeit ruht und gemeinsam gefeiert und gelernt werden soll gemäß eines Ausspruch aus der Weisheitstradition:
"Je mehr Tora, umso mehr Leben. Je mehr Lernen, umso mehr Weisheit".

Text: Barbara Bagorski