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04.05.2023

Lag baOmer

Gerste. Foto: Andreas Schneidt

Omer bezeichnet die Getreidegarben (Gerste) der ersten Frühjahrsernte und das Getreideopfer, das in den Jerusalemer Tempel gebracht wurde (Lev 23,9-11). Foto: Andreas Schneidt

50 Tage liegen zwischen Ostern und Pfingsten; 50 Tage liegen auch zwischen Pessach und Schawuot. Diese 50 Tage sind die Zeit des Omer-Zählens, ein Brauch, der an zwei Stellen in der Tora beschrieben wird (Lev 23,15-16 und Dtn 16,9-10) und der bis heute seinen festen Platz in der religiösen Praxis des Judentums behalten hat.

Die Zeit des Omer-Zählens (Omermaß = 1,56 kg Getreide) weist zurück in die Zeit des Jerusalemer Tempels. Dort wurde, beginnend mit dem zweiten Tag des Pessachfestes jeweils ein Omer bei den Priestern als Opfergabe abgegeben. Ursprünglich eine Festzeit, änderte sich der Charakter dieser Zeit im Laufe der Geschichte und den in ihr verankerten negativen Erfahrungen (z.B. Zerstörung des Tempels, Verfolgungen, Pogrome, Antisemitismus etc.). Aus der Festzeit wurde eine 50-tägige Trauerzeit, die lediglich durch den Lag baOmer unterbrochen wurde. Dies ist der 33. Tag des Omerzählens (L = 30; g = 3), der ein sogenannter Halbfeiertag ist und in diesem Jahr auf den 9. Mai fällt.

Ganz traditionell finden in den 50 Tagen zwischen Pessach und Schawuot keine Hochzeiten statt. Ebenso verzichtet man in dieser Zeit auf das Schneiden der Haare. Am Lag baOmer dagegen herrscht Freudenstimmung. Die einen denken an den Sieg Bar Kochbas über die Römer, andere an ein medizinisches Heilungswunder zur Zeiten der Pest, das Rabbi Akiba zugeschrieben wird. Wieder andere denken an Rabbi Schimon bar Jochai (Raschbi), der an diesem Tag seine mystischen Lehren vorgestellt haben soll.

In der Nacht werden überall – besonders über dem Grab Raschbis in Galiläa, der als der Hauptverfasser eines der wichtigsten Werke der Kabbala gilt – Fackeln angezündet. Des Weiteren bereiten Kinder große Lagerfeuer vor, an denen man sich versammelt und um die herum gebetet, gesungen, getanzt und gefeiert wird.

Text: Barbara Bagorski