Ernte-Dank, eine Grundhaltung, die keine Grenzen kennt

Herbst – die Zeit des Reifens und der Ernte. Für katholische Christen fällt das Erntedankfest auf den ersten Sonntag im Oktober, ein Termin, der auch von der evangelischen Kirche empfohlen wird. Unsere jüdischen Geschwister feiern den Dank für die Gaben Gottes zweimal im Jahr: einmal im Mai/Juli (Getreideernte) und einmal im Herbst. Das Herbstfest, Sukkot, gehört zu den drei großen Wallfahrtsfesten und erstreckt sich über mehrere Tage.

Sukkot hat zwei Grundbezüge: zum einen die Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und den Einzug in das „gelobte Land“, zum anderen ist es der Dank für die reichen Gaben, mit denen Gott jedes Jahr aufs Neue den Menschen beschenkt.

Sukkot wird, wie der Name schon sagt, in einer eigens dafür errichteten Laubhütte gefeiert. Diese wird unter freiem Himmel gebaut und soll ein löchriges Dach haben, durch das die Sterne durchschimmern können. Die Laubhütte dient während der Festzeit als „zweites Zuhause“, als Ort der Gemeinschaft, des Gebetes und des Feierns.

Symbole für Sukkot sind der Etrog und der Lulaw. Der Etrog, eine Zitrusfrucht, gilt als Hinweis auf die prächtigen Früchte der Bäume. Der Lulaw ist ein langer Palmzweig mit einer aus mehreren Palmzweigen geflochtenen Halterung. In diese werden auf der linken Seite zwei Weidenruten, auf der rechten Seite drei Myrthenzweige eingebunden (Lev 23,39-40). Dieser Feststrauß gilt als Zeichen des Dankes für die Gaben der Natur.

Mit dem Gedanken des Erntedanks ist von Anfang an den Hinweis verbunden, dass es bei allem Tun des Menschen immer auch um die Bewahrung der Schöpfung gehen muss. So heißt es z.B. in Kohelet Rabba 1:
„Schaut Meine Schöpfung an, in ihrer Schönheit, in ihrer Perfektion. Für euch habe Ich das alles geschaffen. Achtet darauf, Meine Welt nicht zu beschädigen und zu zerstören, denn wenn ihr das tut, wird es niemanden geben, der sie reparieren tut."

Text: Barbara Bagorski