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29.07.2022

Arbeit und Ruhe

Foto: Andreas Schneidt

Foto: Andreas Schneidt

Sommer – Sonne – Urlaubszeit: Zeit, um endlich einmal alles stehen und liegen zu lassen und aus dem Alltagstrott mit seinen Begrenzungen ausbrechen zu können. Dass solche Alltagspausen bei weitem mehr sind als eine selbstgemachte Erfindung des Menschen, verrät ein Blick in die Heilige Schrift. Dort wird bereits im ersten Schöpfungstext darauf hingewiesen, dass Arbeit und Ruhe in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinanderstehen sollen. Diese Forderung orientiert sich am Handeln Gottes, der am siebten Tag von seinem Schöpfungswerk ruhte und diesen Tag heiligte (Gen 2,2.3). In der jüdischen Tradition wird dieses Ruhen Gottes in der bewussten Gestaltung des wöchentlichen Shabbats gefeiert. Aber auch für die Erde als ganze gibt es diese Ruhe. So gilt jedes siebte Jahr als Jubeljahr, d.h. als Feiertag für die Erde (Lev 25).

Aus dem Alltag ausbrechen – sich erholen, die Erde, die Schöpfung in ihrer gesamten Vielfalt bewusst neu zu entdecken: Dazu möchte uns der Urlaub einladen. Als vom Alltagstrott freie Zeit schenkt er Gelegenheit, Gottes Schöpfung mit allen Sinnen zu erleben: den Duft von Blumen und Kräutern, Wind, Sonne Regen, die Faszination von Meer und Bergen, die Weite des Himmels und die Menschen in ihren je eigen geprägten Lebenswelten. So schenkt der Urlaub Zeit, sich daran zu erinnern, dass Gott den Menschen von Beginn an in seine Schöpfung eingebunden hat. Gleichzeitig hat er ihm die Aufgabe übertragen, sorgsam und verantwortungsbewusst mit der Schöpfung umzugehen (Gen 1, 26-29).

An diese Vernetzung von Arbeit und Ruhe, Mensch und Schöpfung verweist ein über die Zeiten hinweg aktueller Gedanke aus dem Talmud. Dort wird erzählt, wie Gott den Menschen an allen Bäumen des Garten Edens vorbeiführt und dabei zu ihm sagt: „Sieh meine Schöpfung, wie schön und wundervoll sie sind. Alles, was ich geschaffen habe, habe ich nur für dich getan. Bedenke dies und zerstöre und vernachlässige nicht meine Welt. Denn wenn du sie erst zerstört hast, ist nach dir keiner da, der sie reparieren kann.“

Text: Barbara Bagorski