Ihr aber, für wen haltet ihr mich? (Mt 16,15)

„Und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten, die Fragen selbst liebzuhaben. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.“ Rainer Maria Rilke gibt hier ein Stück seiner Lebenserfahrung weiter. Er schreibt an einen jungen Mann, der Fragen an das Leben hat. Ihm empfiehlt er, Geduld zu haben und die Fragen nicht als lästig, sondern als wertvoll zu begreifen.

„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“ Ich stelle mir vor, dass Petrus diese Frage begleitet hat. Vielleicht hat er sich an diese Frage erinnert, als er Jesus am See Gennesaret zuhörte. Die Frage könnte in Jerusalem aufgetaucht sein, als es ernst wurde, und in den Momenten, als der Auferstandene ihnen begegnete. Auf vielen Wegen, bis nach Rom.

Vielleicht macht er dabei die Erfahrung: Die wirklich existentiellen Fragen tragen. Sie sind wie Wegweiser. Mit ihnen finde ich mein Ziel.

Michael Kleinert; Exerzitien/Geistliche Begleitung

Zitat aus: Rainer Maria Rilke, Briefe an einen jungen Dichter, Wiesbaden 1954, 23.