Die Diözese Eichstätt hat das Geschäftsjahr 2021 mit einem Minus von 13,7 Millionen Euro und damit um 5 Millionen kleiner als erwartet abgeschlossen. Die Sparmaßnahmen zeigten erste Wirkungen. Weitere Anstrengungen zur Konsolidierung der Finanzen und Sicherung einer zukunftsfähigen Seelsorge werden im Strategieprozess ausgelotet.
Im Haushaltsplan für das zurückliegende Jahr hatte die Diözese noch mit einem Fehlbetrag von 18,7 Millionen Euro gerechnet. Dank einem im letzten Quartal verhängten Haushalts- und Baustopp kam es nicht ganz so schlimm, Grund für Entwarnung gibt es aber nicht. „Das Defizit ist immer noch zu hoch. Unser Ziel ist es, zunächst einen ausgeglichenen Haushalt hinzubekommen, perspektivisch müssen wir wieder Rücklagen bilden können. Denn wir haben in den letzten Jahren Rücklagen benötigt, um die Jahresfehlbeträge auszugleichen. Insofern ist die Marschrichtung ganz klar: weitere Anpassung der Ausgaben an die Einnahmen“, sagt Amtschef Thomas Schäfers. Wie diese Anpassungen aussehen werden, soll der laufende Strategieprozess festgelegen. Dazu gehört die Entwicklung von Pastoral- und Immobilienkonzepten in den 74 Pastoralräumen. „Es ist bereits klar, dass der Immobilienbestand der Diözese, der rund 2500 Gebäude umfasst, reduziert werden muss, da er auf Dauer nicht finanzierbar ist“, sagt Finanzdirektorin Christine Hüttinger. Die Energiekrise erhöhe jetzt den Druck, sich von nicht mehr benötigten Gebäuden zu trennen. Überlegt werde außerdem, etwa im Bereich der Medien und Bildung verstärkt Kooperationen mit anderen Trägern und Finanzierungspartnern – auch mit anderen Diözesen – einzugehen. Eine Digitalisierungsoffensive soll zu weiteren Effizienzsteigerungen in der Verwaltung und zur besseren Kommunikation mit den Gläubigen beitragen.
Weniger Kirchensteuer
Im Finanzbericht 2021 weist die Diözese Eichstätt eine Bilanzsumme von 581,8 Millionen Euro und eine Eigenkapitalquote von 59,1 Prozent aus. Einnahmen erzielte sie in Höhe von 162,5 Millionen Euro und damit 22,2 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Knapp zwei Drittel der Erträge (102,6 Millionen Euro) stammten aus Kirchensteuern. Sie bilden die finanzielle Grundlage für das kirchliche Leben in den Pfarrgemeinden der Diözese. Im Vergleich zum Jahr 2020 sind die Kirchensteuereinnahmen um rund 15 Millionen Euro zurückgegangen. Grund für diesen Einbruch war nicht nur der Rückgang der Kirchenmitgliederzahl, sondern vor allem die Verteilung der Kirchensteuern im sogenannten „Clearing-Verfahren“. Bei diesem Verfahren erfolgt zwischen den Diözesen ein Ausgleich, wenn Arbeitsplatz und Wohnsitz von Kirchenmitgliedern nicht im gleichen Bistum sind. Da dieses Prozedere dauern kann und Eichstätt mit zunehmenden Ausgleichszahlungen rechnet, hat die Diözese erstmalig eine Rückstellung von 11,8 Millionen Euro für Clearing-Verpflichtungen gebildet (davon 9,9 Millionen für zurückliegende Jahre).
Neben der Kirchensteuer verzeichnete die Diözese noch Erträge aus Zuschüssen (34,2 Millionen Euro), aus Mieten, Pachten und Nebenkosten (2,5 Millionen Euro) sowie aus betrieblichen und sonstigen Umsatzerlösen (rund 23 Millionen Euro).
Geld für Seelsorge und soziale Arbeit
Insgesamt 180,4 Millionen Euro hat die Diözese im vergangenen Jahr ausgegeben und damit 9,3 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Die Hälfte der Aufwendungen machten die Personalkosten aus. Darin enthalten sind Löhne, Gehälter und Sozialversicherungsbeiträge für 1.442 Voll- und Teilzeitbeschäftigte, die in den pastoralen Diensten, diözesanen Schulen und in der Verwaltung tätig sind. „Die Kernaufgabe der katholischen Kirche ist vor allem die Pastoral, die Seelsorge für die Menschen. Daher fallen über die Hälfte der Personalkosten im Bereich des pastoralen Personals an“, erklärt Hüttinger. Ein wichtiger Schwerpunkt der Diözese ist die Arbeit mit den jungen Menschen nicht nur in den Kitas oder diözesanen Schulen, sondern auch an den öffentlichen Schulen. „Hier wollen wir präsent sein und den Schülerinnen und Schülern sowie dem Lehrpersonal seelsorgerische Angebote machen“, betont die Finanzdirektorin. Rund ein Viertel der Personalkosten seien für die Schulpastoral bestimmt.
Die gewährten Zuschüsse summierten sich auf 55,3 Millionen Euro. Davon gingen unter anderem 19,6 Millionen Euro an die Kirchenstiftungen inklusive Kindertagesstätten (10,9 Millionen für laufende Kosten und 8,7 Millionen als Bauzuschüsse), 16,2 Millionen Euro an die Emeritenanstalt (die Pensionskasse für Priester) sowie 9,4 Millionen Euro an Vereine und Verbände – dazu zählt auch der Caritasverband für die Diözese Eichstätt, der 7,25 Millionen Euro erhalten hat. Mit den Zuschüssen werden viele kirchliche Aktivitäten in den Pfarreien und Einrichtungen finanziert. Sie dienen etwa der Sanierung von Kirchen, Pfarrheimen und Pfarrhäusern. Auch die soziale Arbeit, die zum Beispiel Kranke, Pflegebedürftige oder Flüchtlinge unterstützt sowie die Jugendhilfe und Altenhilfe werden durch Zuschüsse in vielen Fällen erst möglich.
Fazit und Ausblick
Das Eigenkapital des Bistums ist von 357,6 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 343,8 Millionen Euro in 2021 gesunken, da der Jahresfehlbetrag von 13,7 Millionen Euro nach Beschluss der Gremien aus Projekt- und zweckgebundenen Rücklagen ausgeglichen wurde. Im Wirtschaftsplan für das Geschäftsjahr 2022 rechnet die Diözese erneut mit einem Minus von 11,7 Millionen Euro. Dabei geht sie von einem weiteren Rückgang der Katholikenzahlen und damit auch der Kirchensteuerzahler aus. Auch die Corona-Pandemie wird über Kurzarbeit und Umsatzausfällen zeitversetzt das Kirchensteueraufkommen drücken. Noch nicht genau prognostizierbar sind die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, die bereits durch steigende Energiekosten oder Turbulenzen auf den Kapitalmärkten bemerkbar sind.
Die Bilanz 2021 und der Haushaltplan 2022 zeigen deutlich, dass der finanzielle Spielraum der Diözese enger wird und bereits gering ist. „Der eingeleitete Strategieprozess muss dringend flankierend die Ziele und Schwerpunkte vorgeben, welche die Diözese zukünftig in den Fokus nehmen möchte. Dabei darf aber der eigentliche Auftrag der Kirche – die Verkündigung der frohen Botschaft Jesu Christi – nicht ins Hintertreffen gelangen“, heißt es im Finanzbericht. Amtschef Schäfers ist zuversichtlich: „Die Erwartung im Geschäftsjahr ist, dass wir mit dem Mut und mit dem Optimismus der letzten Jahre weiter vorangehen, Veränderungen treiben, die notwendig sind. Wir wollen Menschen überzeugen, dass kirchliche Dienste, Angebote, der Glaube, das Leben in der Gemeinschaft bereichern und helfen, den Alltag zu meistern.“
Neben dem Jahresabschluss des Bistums Eichstätt haben auch acht weitere diözesane Rechtsträger einen Abschluss nach Handelsgesetzbuch (HGB) vorgelegt: Das sind der Bischöfliche Stuhl und die Emeritenanstalt der Diözese Eichstätt, die Stiftung Karpos, die St. Willibald-Stiftung des Bischöflichen Stuhls Eichstätt mit der Stiftung Ingolstädter Messbund sowie das Domkapitel Eichstätt, die Stiftung zur Dotation des Bischöflichen Domkapitels Eichstätt, die Domkustoderiestiftung und das Bischöfliche Seminar St. Willibald Eichstätt.