Zum Inhalt springen

Exerzitienreferat

Impulse zur Osterzeit: "Österlich leben"

Teil 5: Die großen Fragen des Lebens

aus: Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt, Nr. 18, 6. Mai 2007, Seite 13.

Drei Fragen bewegen die Menschen sagte der im Jahr 2004 verstorbene Kardinal Franz König: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Welchen Sinn hat mein Leben? Dieses Wort des Wiener Kardinals ist oft zitiert worden. Immer wieder wird es genannt. Denn Kardinal König brachte mit diesen Fragen das Suchen vieler Menschen auf den Punkt. In ganz unterschiedlichen Situationen stoßen Menschen auf diese Fragen. Schöne und schwierige Erfahrungen können Auslöser dafür sein. Vielleicht klingen die Fragen nicht genau so, wie sie Franz König formulierte. Möglicherweise lauten sie zum Beispiel: Lohnt sich der Stress, den ich mir mache? Oder: Wofür habe ich mich all die Jahre so abgemüht? Mancher fragt vielleicht auch: Was ist denn eigentlich die Mitte meines Lebens? Welche Sehnsüchte melden sich immer wieder und haben viel zu wenig Platz, verwirklicht zu werden? Die Geburt eines Kindes kann ebenso ein Anlass sein wie eine Krankheit, die plötzlich in das Leben eines Menschen einbricht. Das Angebot, eine neue Arbeitsstelle anzunehmen, kann es notwendig machen, darüber zu reflektieren. Auch der Tod eines Angehörigen macht viele nachdenklich, ob die Ziele und Werte des eigenen Lebens stimmig sind. Manchmal ist es dann zu spät, die Weichen noch richtig zu stellen. Kardinal Königs Fragen können da eine heilsame Unterbrechung sein. Es lohnt sich, sie sich einfach immer wieder einmal selbst zu fragen.

Das Ortsschild auf dem Foto lädt ein, diese Fragen in die kommende Woche mitzunehmen. Ortsschilder geben Orientierung. Sie zeigen an, wie der Ort heißt, durch den ich gerade fahre. Wenn es das Schild des eigenen Wohnortes ist, vermitteln sie dem, der von einer Fahrt zurückkommt, vielleicht auch ein Stück Heimatgefühl. Im Straßenverkehr ist das Ortsschild das Signal dafür, das Tempo des Autos zu verlangsamen. Wie wäre es, wenn Sie in dieser Woche beim Passieren des Ortsschilds nicht nur die Geschwindigkeit reduzieren, sondern damit die drei großen Fragen der Menschen verknüpfen würden? Immer dann, wenn Sie auf Ihrer Fahrt ein solches Schild sehen, könnten Sie sich diese Fragen in Erinnerung rufen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Welchen Sinn hat mein Leben?

Das kann in einem übertragenen Sinn gemeint sein. Dann sind die Fragen offen für das, was sich zeigt. Sie können sich aber auch ganz konkret fragen: Woher komme ich denn eigentlich gerade? Gab es etwas, das ich nicht vergessen möchte, weil es mich bewegt oder angerührt hat? Wohin gehe ich, was erwartet mich?

Das Ortsschild könnte dafür eine besondere Einladung sein. Denn seit Ostern kann es den Christen einen zusätzlichen Hinweis geben. Im Matthäusevangelium sagt der Engel den Frauen am leeren Grab: Der Auferstandene „geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen“ (Mt 28,7). Galiläa war damals die Heimat der Freunde Jesu. Und in ihrer Heimat sollten sie Ihm begegnen dürfen. Auf heute übertragen lautet die frohe Botschaft vom leeren Ostergrab daher: Da wo ihr zu Hause seid, in Hirschberg, Altdorf, Weißenburg werdet ihr den Auferstandenen erfahren. Dort zeigt er sich euch. Daran kann das Ortsschild erinnern: Der Ort, wo du zu Hause bist, kann zur Begegnung mit dem auferstandenen Jesus werden. In dein „Galiläa“ ist ER schon vorausgegangen. Und wo Jesus ist, kann ich mich auch den großen Fragen meines Lebens stellen, meint ganz zuversichtlich

Ihr Michael Kleinert
Pfarrer im Exerzitienreferat

zurück zur Übersicht