Zum Inhalt springen

Exerzitienreferat

Impulse zur Fastenzeit

Teil 2: Die ganz persönliche Tagesschau

aus: Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt, Nr. 11, 12. März 2006.

Wenn um 20.00 Uhr die Nachrichten im Fernsehen kommen, dann geht er nicht ans Telefon. Diese Viertelstunde will er nicht gestört werden. Kurz und kompakt ist da zu sehen, was in der Welt Wichtiges geschehen ist. So konzentriert bekommt er sonst nirgends einen Überblick. Deshalb ist ihm die Tagesschau wichtig.

So wichtig wie die große Weltpolitik darf auch das eigene Leben sein. Wie wäre es mit einer ganz persönlichen Tagesschau? So kann Ihnen bewusst werden, was heute alles gewesen ist. Denn Ihr Leben ist zu kostbar, um einen Tag einfach so zu beschließen. Es könnte ja sein, dass sich heute noch viel mehr ereignet hat als das übliche Einerlei. Da wäre es doch schade, wenn Sie das übersehen würden.

Deshalb schlage ich Ihnen vor: Schauen Sie sich am Abend Ihren Tag noch einmal an. Lassen Sie ihn vor Ihrem inneren Auge wie einen Film ablaufen. Wie Sie am Morgen aufgestanden sind, den Vormittag verbracht haben, die Mittagszeit und den Nachmittag, den Abend. Dabei können Sie darauf achten, was Sie jetzt beim Anschauen bewegt: Wo regt sich dabei etwas in mir? Wo komme ich vielleicht jetzt erst ins Staunen? Wo geht ein Licht auf, weil mir plötzlich etwas klar wird? Und wenn Sie Gott zu Beginn bitten, mit Ihnen Ihren Tag anzuschauen, könnte das manche Entdeckung bringen. Zum Abschluss dürfen Sie alles in Gottes Hände legen: Die Menschen, denen Sie begegnet sind; die Arbeit, die Sie gemacht haben; alles, was heute gelungen ist, und auch das, was schwierig war oder wo Sie alleine nicht mehr weiter kommen. Das kann manchmal richtig entlastend sein. Und je nachdem, wie Ihr Tag war, können Sie dann Gott danken, Ihn fragen oder bitten.

Es gibt viele Möglichkeiten für solch eine persönliche Tagesschau: Zu Hause vor einer brennenden Kerze, auf dem Balkon, wenn Sie zu den Sternen schauen, bei einem abendlichen Spaziergang rund um den Häuserblock.

Seit fast 500 Jahren beten Menschen auf diese Weise. Für manche ist das die wichtigste Viertelstunde des Tages geworden. Ein Versuch lohnt sich auf alle Fälle meint

Ihr Michael Kleinert, Pfarrer im Exerzitienreferat

zurück zur Übersicht