Zum Inhalt springen
19.10.2021

Frank Mronga sprach im Sachausschuss Behindertenseelsorge des Diözesanrates über psychische Erkrankung

Die Vorsitzende des Sachausschusses Behindertenseelsorge, Elfriede Späth-Werner, dankte Frank Mronga, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Caritas, für seinen Vortrag in der Ausschusssitzung am Samstag. Foto: Peter Esser/Caritas

„Menschen mit psychischer Behinderung sind nach der Psychiatrie-Enquête mit körperlich und geistig behinderten Menschen gleichgestellt. Trotzdem bilden sie noch eine Szene, die etwas für sich agiert.“ Dies sagte Frank Mronga, Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Caritas-Kreisstelle Eichstätt, im Sachausschuss Behindertenseelsorge des Diözesanrates im Eichstätter Priesterseminar. Der Ausschuss hatte Mronga eingeladen, um mehr über Menschen mit psychischer Behinderung zu erfahren. „Wenn jemand die Treppe nur schwer heruntergeht, weil er körperlich beeinträchtigt ist, sieht das jeder. Wenn jemand Angst hat, die Treppe herunterzugehen, ist das schwerer nachvollziehbar“, machte Mronga an einem Alltagsbeispiel die Problematik dieser Menschen deutlich. „Es ist nicht immer leicht, das Ausmaß psychischer Erkrankungen zu fassen.“

Schwerpunkt Depressionen

Als der Sozialpsychiatrische Dienst der Caritas im Landkreis Eichstätt im Jahr 1995 gegründet wurde, habe er gehört „Wir brauchen so etwas bei uns nicht“, so der Caritas-Verantwortliche. Auch heute würden Menschen mit psychischer Erkrankung immer noch stigmatisiert. Dabei nehme deren Anzahl stetig zu und Depression gelte inzwischen als Volkskrankheit. Doch ab wann kann man von „psychisch krank“ überhaupt sprechen? Auch auf diese Frage aus dem Kreis der Mitglieder des Sachausschusses antwortete Frank Mronga mit Beispielen: „Wenn jemand zwei Nächte vor einer wichtigen Prüfung beispielsweise nicht schlafen kann, ist das nachvollziehbar. Schläft er aber deswegen viele Nächte nicht und empfindet immer mehr Angst, kann das ein erster Hinweis auf eine psychische Störungsentwicklung sein. Auch ist es natürlich, dass jemand nach einem Todesfall traurig ist und grübelt. Doch wenn er das Gefühl hat, das Grübeln nicht mehr stoppen und kontrollieren zu können, kann es die Lebensqualität einschränken.“ Mronga erklärte anschließend verschiedene psychische Erkrankungen: von Psychosen über Persönlichkeitsstörungen bis hin zu Depressionen, „die früher wie heute im Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas Eichstätt die Hauptrolle gespielt haben und in den letzten Jahren nochmals stark angestiegen sind“, so Mronga.

Mronga informierte die Sachausschussmitglieder auch über einige Besonderheiten des Sozialpsychiatrischen Dienstes in Eichstätt. Zum einen zeichne sich dieser dadurch aus, dass die mittlerweile neun Mitarbeitenden in dem ländlich geprägten Landkreis etwa zwei Drittel ihrer Beratungen bei Hausbesuchen leisteten. Zum anderen spiele der integrierte Gerontopsychiatrischen Dienst eine besondere Rolle, da viele ältere Menschen ein psychisches Problem oder eine seelische Erkrankung hätten. Eine wesentliche Ergänzung sei der vor einigen Jahren eingeführte Krisendienst Psychiatrie Oberbayern gewesen, an dem der Eichstätter Dienst beteiligt ist. „Wo früher schnell die Polizei eingeschaltet wurde und sich Betroffene und Angehörige so schnell kriminalisiert fühlten, helfen jetzt auch Fachkräfte sozialpsychiatrischer Dienste“, informierte Mronga.

Menschen mit Behinderung Pandemieverlierer

Bei der Sitzung führte Pfarrer Alfred Grimm, Diözesanverantwortlicher für die Pastoral für Menschen mit Behinderung im Bistum Eichstätt, in Anlehnung an einen Vortrag des Pastoraltheologen Paul Zulehner aus, „dass Menschen mit Behinderung Pandemieverlierer gewesen sind“. Durch die Isolation und zurückgegangene soziale Kontakte in Lockdownzeiten hätten diese sowohl an kognitiven Fähigkeiten als auch an Sozialkompetenz verloren. „Viele haben Verhaltensregeln bekommen, ohne zu verstehen, worum es geht“, bedauerte Grimm. Aus seiner Erfahrung waren vor allem die Ausfälle von inklusiven Veranstaltungen wie Gottesdiensten für Menschen mit und ohne Behinderung bitter für Betroffene. Grimm hofft, dass Kirche und Gesellschaft sich nun in besonderer Weise verpflichtet sehen, Menschen mit Handicap zu helfen.

Quelle: Caritas