Zum Inhalt springen
15.04.2020

Pfarreien leisten kreative Seelsorge in der Coronakrise

Fotoaktion der Jugend der Pfarrei St. Elisabeth in Postbauer-Heng. pde-Foto: Lea Thiel

Gebetsbox in der Pfarrkirche St. Pius/Ingolstadt. pde-Foto: Martin Geistbeck

Eichstätt. (pde) – Ob Gebetsbox, Live-Übertragung, Fotoaktion oder „geistliche Hausapotheke“ – die Pfarrgemeinden im Bistum Eichstätt versuchen mit kreativen Ideen der Coronakrise zu begegnen. Pastoralteams und ehrenamtliche Mitarbeiter zeigen dabei, wie vielfältig Kirche sein kann.

An Ostern blieben die Gotteshäuser auch in der Diözese Eichstätt leer, doch vielerorts waren hunderte Gläubige mittendrin – bei den Gottesdienstübertragungen aus ihrer Heimatkirche. Sie beteiligten sich an der Messfeier mit Fürbitten per SMS oder sangen die am Bildschirm eingeblendeten Lieder mit. Gleichzeitig konnten sie unter den Livestreams auf Facebook oder Youtube unmittelbar ihre Rückmeldung geben. Aus Kirchgängern wurden kurzerhand Follower. Live über soziale Medien zugeschaltet waren in Einzelfällen mehr Menschen als in „normalen Tagen“ in den Kirchenbänken sitzen.

Die Livestreams sind nur ein Beispiel dafür, wie Kirchengemeinden die Krise als Chance nutzen, um neue Wege in der Seelsorge zu gehen. Zahlreiche Pfarreien und Pfarrverbände haben ihr Online-Angebot in den vergangenen Wochen ausgebaut. Zu den neuen Inhalten gehören unter anderem Gebetshilfen und Vorlagen für Wortgottesdienste daheim. Geistliche Impulse werden zum Teil im Tagesrhythmus auf den Internetseiten veröffentlicht. Der Pfarrverband Nürnberg-Südwest/Stein hat dafür eine „geistliche Hausapotheke“ eingerichtet. „Sie dient zur Stärkung, Ermutigung und zum Trost für die, die derzeit nicht wie gewohnt von Angesicht zu Angesicht bedient werden können“, heißt es auf der Website.

In der Pfarrei St. Willibald in Weißenburg werden Sonn- und Feiertagspredigten als Videos auf der Facebook-Seite der Lokalzeitung veröffentlicht. Begleitend sind die Texte, die von den Geistlichen des Pfarrverbandes erarbeitet werden, auch auf der Website und auf den Social-Media-Kanälen der Pfarrei abrufbar. In kopierter Form werden sie in den Weißenburger Gotteshäusern ausgelegt. Auch in anderen Regionen des Bistums erscheinen fast täglich Beiträge von Geistlichen und pastoralen Mitarbeitern in den Lokalzeitungen.

In der Pfarrei St. Pius in Ingolstadt können die Gläubigen Gebetsanliegen auf Zettel schreiben und in eine Gebetsbox in der Kirche werfen. Die Hauptamtlichen nehmen die Anliegen in ihr Gebet auf. Außerdem lädt die Pfarrei gemeinsam mit der evangelischen Nachbargemeinde St. Johannes ein, täglich um 20 Uhr eine brennende Kerze ans Fenster zu stellen – „als Zeichen des Gebetes füreinander“. Jeweils am Sonntag um 10 Uhr werden in St. Johannes und St. Pius die Glocken geläutet. Das Glockengeläut zu einer bestimmten Zeit am Tag ist in vielen Pfarreien das Startzeichen für das gemeinsame Gebet – zum Beispiel des Rosenkranzes – in getrennten Räumen während der Coronapandemie.

Die Pfarrjugend Postbauer-Heng hat eine Fotoaktion gestartet, damit die Gläubigen ihrer Gemeinde im Gebet verbunden bleiben. In Gestalt von eingescannten Bildern konnten so rund 290 Menschen Ostern gemeinsam mit Pfarrer Markus Fiedler in der Kirche St. Elisabeth feiern. In Stopfenheim hat sich Jugendpfarrer Martin Seefried Fürbitten der Kommunionkinder als Audiodateien zuschicken lassen und sie in den Livestream des Pfarrgottesdienstes integriert. In Neumarkt hat das Pastoralteam der Hofkirche einen Gebetsweg mit fünf Stationen aufgebaut, der Impulse zum persönlichen Beten gibt. In der Schwabacher Pfarrei St. Sebald findet montags, mittwochs und freitags um 19.30 Uhr ein gemeinsames Vespergebet per Telefonkonferenz statt.

Besonders ältere Menschen greifen in Zeiten des Abstandhaltens auch häufig zum Telefon für „ein persönliches Gespräch mit ihrem Pfarrer“, berichten mehrere Seelsorger. Im Pfarrverband Seubersdorf zum Beispiel ist das Pastoralteam während der Coronakrise rund um die Uhr für die Sorgen und Anliegen der Menschen telefonisch erreichbar. Das Pfarrbüro vermittelt zudem Nachbarschaftshilfe.

Werke der Nächstenliebe nehmen in Krisenzeiten neue Gestalt an. Die christlichen Kirchen Weißenburgs haben gemeinsam mit der Stadtverwaltung einen Einkaufs- und Besorgungsdienst für ältere und gesundheitlich angeschlagene Menschen eingerichtet. In Neumarkt erledigen Ministranten der Hofkirche Einkäufe für Personen, die zu einer Risikogruppe gehören. Solche Hilfsdienste werden auch in anderen Pfarreien geleistet.

Auch die vielen abgesagten Veranstaltungen der Kirche vor Ort werden nicht ganz vergessen. Das Pastoralteam im Pfarrverband Herrieden-Aurach veröffentlicht täglich unter dem Motto „Heute wäre... Was bleibt!“ einen Impuls zum Thema einer Veranstaltung, die für diesen Tag geplant war.

Generalvikar Pater Michael Huber lobt die Kreativität, mit der die Mitarbeitenden in der Pastoral in der Krise zu den Menschen kommen: „Ich sehe viel Energie, die entfacht worden ist und die hoffentlich weitergetragen wird“. Es seien Kräfte frei geworden und die neuen Ansätze wie zum Beispiel die Gottesdienstübertragungen würden gut angenommen. Er könne sich gut vorstellen, dass einzelne dieser Elemente auch nach der Coronakrise beibehalten werden.

Eine Übersicht der Initiativen einzelner Pfarreien und Pfarrverbände im Umgang mit der Coronakrise findet sich unter www.bistum-eichstaett.de/coronavirus.