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Im Wortlaut

Rede des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber anlässlich der Vereidigung des künftigen Bischofs von Eichstätt Gregor Maria Hanke OSB am 29. November 2006 in der Bayerischen Staatskanzlei

Verehrter Herr Bischof Hanke,

mit Freude und Dank habe ich Ihr Treuegelöbnis aufgenommen. Von nun an werden Sie in der Nachfolge der Apostel und des Hl. Willibald als 82. Bischof des Bistums Eichstätt ein hohes priesterliches Amt ausüben, das Ihnen Papst Benedikt XVI. verliehen hat.

Hierzu wünsche ich Ihnen im Namen der Bayerischen Staatsregierung und persönlich von Herzen Kraft, Gesundheit und Gottes Segen.

Bayern wird gerne als "terra benedictina" bezeichnet: Zum einen hat Bayern viele blühende Benediktinerklöster, deren Wurzeln teilweise bis zu den missionarischen Anfängen im frühen Mittelalter zurückgehen. Und zum andern ist es bei uns fast schon Tradition, dass einer der bayerischen Bischöfe Benediktiner ist.

Mit Ihrer Ernennung vom Ordensvater des Klosters Plankstetten zum Oberhirten von Eichstätt wird an diese schöne Tradition angeknüpft. Hier schließt sich in zweifacher Weise der Kreis: Für das Bistum Eichstätt, weil es nun zum dritten Mal einen Bischof aus dem Orden des Heiligen Benedikt bekommt. Für Sie, verehrter Herr Bischof Hanke, weil Sie nun an einen Ort zurückkehren, der Ihrem Leben seit Ihrer Kindheit auf besondere Weise Konturen und Richtung gegeben hat:

In Eichstätt machten Sie 1974 am Willibald-Gymnasium Ihr Abitur, dort besuchten Sie das Bischöfliche Priesterseminar, dem Sie bis heute eng verbunden sind, und dort werden Sie am 2. Dezember auch den Willibaldstab in Empfang nehmen. Für die 440.000 Katholiken Ihrer Diözese und für Sie wird der 1. Advent damit zu einem besonderen Fest der Ankunft.

In der Diözese Eichstätt und insbesondere im mittelfränkischen Elbersroth hat Ihre Familie nach der Vertreibung aus dem Sudetenland eine neue Heimat gefunden. Hier haben Sie Wurzeln geschlagen, Freundschaften und Kontakte geknüpft, die Sie bis heute pflegen. Diese Nähe zu den Menschen und Ihre aus dem persönlichen Glauben heraus gelebte Bodenständigkeit ist der Schlüssel, mit dem Sie die Ohren und die Herzen der Gläubigen für die Botschaft Gottes gewinnen.

Als der ehemalige Bischof von Eichstätt, Karl Braun, Sie 1993 zum jüngsten Abt Bayerns weihte, da sagte er in seiner Predigt sehr treffend:

"Ihr Anliegen ist es, benediktinische Frömmigkeit und Theologie mit einem wachen, weltoffenen Herzen zu verbinden, um den Nöten der Zeit aus der Kraft des geistlichen Lebens begegnen zu können."

Verehrter Herr Bischof, Sie haben als Abt von Plankstetten den Auftrag des Heiligen Benedikt "ora et labora" mit Leben und Taten gefüllt. "Vita contemplativa" und "vita activa", benediktinische Frömmigkeit, Spiritualität, aber auch Weltoffenheit und Tatkraft - das gehört für Sie zur Ganzheitlichkeit des Lebens, das ist das Markenzeichen und die besondere Aura des "grünen Klosters Plankstetten".

Sie haben zusammen mit Ihren Ordensbrüdern das Kloster Plankstetten zu einem beliebten und bekannten Begegnungsort gemacht, an dem das Miteinander von Theologie und Ökologie als tragende Komponente der Ganzheitlichkeit des Lebens erfahrbar wird. Der Aufbau des Bildungshauses "St. Gregor" und der Schule der Dorf- und Landesentwicklung, die ökologische Neuausrichtung der klösterlichen Wirtschaftsbetriebe durch den Beitritt zum Anbauverband BIOLAND - das alles waren wichtige und zukunftsweisende Impulse für das Kloster und den ländlichen Raum.

Für Sie, verehrter Herr Bischof Hanke, ist Ökologie - um es mit Ihren Worten zu sagen - eine "Kultur der Achtsamkeit, die geprägt ist vom ehrfürchtigen Dialog mit Gott und seiner Welt".

Damit haben Sie und Ihre Benediktiner nicht nur die Landwirte und Mittelständler Ihrer Region inspiriert. Damit haben Sie sogar ökologische Missionsarbeit in der Ukraine geleistet: Die dort lebenden Bauern waren sichtlich beeindruckt, als sie letztes Jahr Abt Gregor Maria Hanke kennen lernen durften, der mit der Gießkanne Rapsöl in seinen Autotank füllt.

Sie machen aber auch Eindruck auf die Jugend. Seit Ihrer Tätigkeit als Religionslehrer haben Sie einen besonderen Draht zu jungen Menschen. Ihre Begeisterung für Spiritualität hat die legendäre Jugendvesper von Plankstetten maßgeblich mit geprägt. Damit haben Sie eine wertvolle Brücke zur Jugend geschlagen, die Ihnen gerade auch als Bischof Zugang zur Begegnung und zum Gespräch mit jungen Gläubigen eröffnet.

Aber auch im Bereich der Ökumene haben Sie Weichen gestellt. Ihre vielfältigen Kontakte zu Vertretern der evangelischen Kirche, Ihr intensiver Dialog mit orthodoxen Geistlichen aus den Kirchen des Ostens und Ihre Mitarbeit in verschiedenen internationalen Gremien signalisieren deutlich:

Ökumenisches Engagement ist für Sie auch eine tragende Säule der Völkerverständigung. Darauf können Sie als Bischof von Eichstätt bauen und vertrauen.

Sie werden aber nicht nur Bischof von Eichstätt, Sie werden kraft Ihres Bischofsamtes auch Großkanzler der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Erst vor wenigen Wochen hat Papst Benedikt XVI. die geistig-religiöse Bedeutung und das akademische Niveau dieser

einzigen katholischen Universität Deutschlands gewürdigt. Der Papst hat dabei vor allem auch an die gemeinsame Verantwortung aller deutschen Diözesen für diesen wichtigen Kristallisationspunkt der katholischen Theologie appelliert. Mit Ihnen, verehrter Herr Bischof Hanke, hat die Katholische Universität Eichstätt nicht nur ein vertrautes Gesicht gewonnen. Mit Ihnen gewinnt sie vor allem auch einen Mann der Visionen und der Taten.

Als Ministerpräsident und als Christ bin ich froh und dankbar für das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Staat und Kirche bei uns in Bayern. Wir leben heute in einer zunehmend säkularen Welt. Religion, Kirche und christliche Werte sind für viele Menschen in Deutschland und Europa zu leeren Worthülsen geworden. Hier sind Staat und Kirche in gleicher Weise gefordert. Das wissen und danach handeln wir in Bayern:

Wir übernehmen gemeinsam Verantwortung für die Werteerziehung unserer Jugend und für den Schutz des menschlichen Lebens.

Wir beziehen gemeinsam Position gegen religiöse Verunglimpflungen und Gewaltverherrlichungen in der Kultur- und Medienwelt.

Und wir bemühen uns gemeinsam um einen offenen, aber von unseren abendländischen Werten getragenen Dialog mit dem Islam.

Verehrter Herr Bischof Hanke, Entwicklungen im positiven Sinn voranzutreiben - das ist für Sie ein aus dem Glauben und aus der monastischen Tradition resultierender Auftrag. Sie haben bereits angekündigt, dass Sie als Bischof von Eichstätt dem pastoralen Miteinander große Aufmerksamkeit schenken wollen. Ich bin überzeugt: Ihr waches Ohr, Ihr offenes Herz und Ihre motivierende Glaubensfreude machen Sie zu einem geistlichen Oberhirten, dem die Gläubigen vertrauen, von dem sie sich anstecken und inspirieren lassen. Sie werden Ihren Wahlspruch "fides nostra victoria" (Unser Glaube ist unser Sieg) auch in Ihrem neuen Amt als Bischof von Eichstätt mit Leben füllen.

Ich wünsche Ihnen im Namen der Bayerischen Staatsregierung und persönlich viel Erfolg bei Ihrer neuen Aufgabe und viele gesegnete und erfüllte Jahre in Ihrem hohen Hirtenamt.

© Pressestelle der Diözese Eichstätt