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Im Wortlaut

Hirtenwort des Bischofs von Eichstätt, Gregor Maria Hanke OSB, am Christkönigssonntag, 20. November 2022

Liebe Schwestern und Brüder,

als ich als junger Mann ins Kloster Plankstetten eingetreten bin, um Mönch zu werden, war mir klar: Ich will Jesus nachfolgen und mein Leben ganz in seinen Dienst stellen. Ein besseres Leben hätte ich mir nicht vorstellen können. Man könnte es das „Glück der ersten Liebe“ nennen. Es erfüllt mich auch heute jeden Tag, gerade in schwierigen Momenten. Ich wusste damals, dass sich das Leben in der Nachfolge Jesu lohnt. Das hat sich bis heute nicht geändert. Was jedoch ganz anders wurde, ist die Welt um uns herum. Die Gesellschaft globalisiert und pluralisiert sich. Der katholische Glaube wird zu einer Möglichkeit unter vielen. Und damit verändern sich auch die personellen und finanziellen Möglichkeiten der Kirche von Eichstätt.

Bistumsvision als Auftrag

Der Auftrag, den Jesus an seine Kirche gegeben hat, bleibt allerdings derselbe: „Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern“ (Mt 28,19). Diesen Auftrag des Herrn aus dem Evangelium versuchen wir in unserem Bistum umzusetzen. Wir haben daraus zwei Ziele formuliert. Einerseits sollen unsere Gemeinden Orte sein, wo die Gegenwart Gottes und seine tröstende Liebe erfahrbar wird. Das hängt nicht zuletzt davon ab, wie Sie in Ihren Gemeinden aufeinander zugehen, neue Menschen begrüßen, ihre Sorgen und Nöte sehen und sie in den Glauben hinein begleiten. Andererseits leben Sie als katholische Christen zunehmend in einem Umfeld, das Christus nicht mehr kennt und der Kirche kritisch gegenübersteht. Dort sind sie aufgerufen, Zeugnis für die Schönheit des christlichen Glaubens zu geben. Bei allen Problemen in der Welt ist es Jesus Christus, der allein Hoffnung und Frieden zu schenken vermag.

Ziel der Pastoralkonzepte

Die Bedingungen für die Erfüllung dieses Auftrags haben sich in den vergangenen Jahren insgesamt verändert. Unsere Gesellschaft ist nicht mehr dieselbe wie vor fünfzig Jahren. Wie Jesus Christus zu den Menschen gebracht und erfahren werden kann, unterscheidet sich von Ort zu Ort, von Pfarrei zu Pfarrei. Niemand kennt die Umstände vor Ort so gut wie Sie, weil Sie dort leben und arbeiten. Ich meine, es ist an der Zeit, sich grundlegende Gedanken zu machen, wie der Glaube an Jesus Christus in die Welt vor Ort hinein getragen werden kann, wie Weggemeinschaft des Glaubens unter den veränderten Bedingungen gelebt werden kann. Im Frühjahr habe ich die Ehren- und Hauptamtlichen gebeten, sich diese Gedanken zu machen und daraus ein Pastoralkonzept für ihre jeweiligen Pfarreien und Pastoralen Räume zu erstellen. Verantwortliche des Ordinariats für die Seelsorge haben einen Leitfaden und Hilfen für diesen Prozess erstellt. Sie stehen für Begleitung bereit.

Blick auf das Vorhandene

Im ersten Schritt verlangt das eine Standortbestimmung: Was ist unser Selbstverständnis als Gemeinde? In welcher Umgebung leben wir als Gemeinde? Was bewegt die Menschen? Auf welche Ziele wollen wir hinarbeiten? Dabei müssen natürlich auch die tatsächlich vorhandenen Ressourcen berücksichtigt werden. Deshalb werden wir nicht umhinkommen, uns ehrlich Rechenschaft zu geben, wozu wir personell und finanziell in den kommenden Jahren in der Lage sein werden. In allem empfehle ich den Blick auf die Schönheit des Glaubens. Die Menschen sehnen sich danach, zu hören und zu erfahren, dass sie als Kinder Gottes einzigartig und geliebt sind, dass Jesus sie ruft, in die Gemeinschaft mit ihm aufzubrechen. Bei der Inventur des Vorhandenen werden Sie zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Sie werden Bewährtes in Ihrer Gemeinde beibehalten. Ich wünsche Ihnen aber auch den Mut, ganz Neues in den Blick zu nehmen. Und wahrscheinlich wird von Ihnen auch der eine oder andere schmerzhafte Abschied von Liebgewonnenem verlangt werden. Wir können leider nicht fortführen, wofür wir heute keine Ressourcen mehr haben.

Beteiligen Sie sich!

Liebe Schwestern und Brüder, wir stehen in einem historischen Prozess. Er fordert uns heraus, aber er bietet auch enorme Chancen für die Erneuerung unserer Kirche von Eichstätt. Nutzen wir sie! Haben Sie Mut! Es gibt keinen Grund, Angst vor einer Zukunft zu haben, in die wir mit Jesus Christus gehen. Ich bitte Sie daher herzlich, den anstehenden Umbauprozess zu unterstützen. Wir alle haben von Gott gegebene Gaben und Talente, um uns nach unseren Möglichkeiten am Aufbau der Gemeinde (1 Kor 14,12) zu beteiligen. Falls Sie über berufliche Erfahrungen und Fähigkeiten verfügen, die bei diesen Planungen hilfreich sein können, sprechen Sie bitte Ihren Pfarrer oder Ihr Pastoralteam an. Beteiligen Sie sich als Gläubige mit Ihren Gedanken und Fragen, als Mitglieder der Verbände und Räte an den gemeinsamen Überlegungen bei Ihnen vor Ort. Und nicht zuletzt: begleiten Sie den Veränderungsprozess mit Ihrem Gebet!

Dazu segne Sie alle der Dreieinige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.

Eichstätt, am Gedenktag des Heiligen Martin von Tours, den 11. November 2022

Ihr

Gregor Maria Hanke OSB
Bischof von Eichstätt