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Im Wortlaut

Wort des Bischofs von Eichstätt Gregor Maria Hanke OSB in Zeiten des Coronavirus am 17. März 2020 

Liebe Schwestern und Brüder,

die Ausbreitung des Corona-Virus erfüllt viele Menschen mit Sorge. Die Verantwortungsträger in der Politik haben drastische Maßnahmen zur Reduzierung des öffentlichen Lebens beschlossen, um die Gefahr der Ansteckung einzudämmen. 

Schweren Herzens habe ich für unser Bistum angeordnet, die öffentliche Messfeiern und sonstige Gottesdienste bis auf Weiteres auszusetzen, wenngleich unsere Kirchen geöffnet bleiben. Es schmerzt, die Feier der Eucharistie als das kostbare Vermächtnis des Herrn gegenwärtig nicht mehr öffentlich und als Mittelpunkt des pfarrlichen Lebens begehen zu können. Gerade in Zeiten großer Unsicherheit oder Not hat die Kirche den Menschen nahe zu sein, Gottes stärkendes Wort zuzusprechen und die Sakramente, Gottes Gnadengeschenke zu spenden, damit Menschen Trost und Hoffnung schöpfen können. Papst Franziskus hat von der Kirche als einem Lazarett gesprochen, in dem Heil und Heilung erfahren wird. Wie können wir in dieser Ausnahmesituation unser Kirchesein in einem solchen Geist gestalten?

Die Bibel zeigt uns, dass Krisenzeiten immer wieder mit dem Ruf Gottes an den Menschen einhergehen, das Leben zu überprüfen und die Freundschaft mit Gott zu erneuern. Als Familien und Hausgemeinschaften sollten wir die gegenwärtige Herausforderung zur Chance machen, um bewusst als Kirche im Kleinen, um als Hauskirche zu leben, in der das persönliche Gespräch mit Gott und das gemeinsame Gebet verstärkt praktiziert wird, in der die achtsame Aufmerksamkeit füreinander sowie für Bedürfnisse und Nöte von Menschen in der Nachbarschaft und Umgebung spürbar ist. Die Einschränkungen im öffentlichen und kirchlichen Leben bewirken größere Zeitfenster für das häusliche Miteinander. Wir stehen in der österlichen Bußzeit, in der wir zu geistlicher Einkehr, Besinnung und Hinwendung zu Gott eingeladen sind. Brechen wir auf und gestalten wir die Zeit auf das Osterfest hin als geistlichen Weg. Einige Vorschläge können Ihnen dabei behilflich sein: 

  • Beten Sie in der Familie gemeinsam den Rosenkranz. (Sie finden eine entsprechende Anleitung im Gotteslob unter Nummer 4 oder auf der Internetseite von missio.at 
  • Lesen sie die entsprechenden Schrifttexte der Heiligen Messe vom Tag nach.
  • Halten Sie in ihrer Familie kleine Andachten unter Zuhilfenahme des Gotteslobs zu bestimmten regelmäßigen Zeiten, etwa am Abend. (Auf der Homepage unseres Bistums werden Sie in den nächsten Tagen Hinweise auf entsprechende Vorlagen und Hilfestellungen finden.)
  • Nehmen Sie sich Zeit für Gottesdienstübertragungen am Fernsehen, über den Rundfunk oder das Internet.
  • Beten Sie gemeinsam mit Ihren Kindern und Enkeln.
  • Nehmen Sie untertags etwas Zeit für den Besuch einer Kirche, um privat vor dem Allerheiligsten zu beten.
  • Nutzen Sie die Zeit für Gespräche und den Austausch miteinander.
  • Rufen Sie bei Bekannten an, die sich vielleicht einsam fühlen könnten oder Ihre praktische Hilfe benötigen könnten, etwa beim Einkaufen.
  • Auf unserer Bistumshomepage finden Sie in den kommenden Tagen weitere spirituelle Impulse zur geistlichen Gestaltung dieser Fastenzeit.

Wir Priester begleiten Sie auf diesem Weg. Die Priester sind ja gehalten, stellvertretend für ihre Gemeinden die Heilige Messe zu feiern, gegebenenfalls zusammen mit dem Pastoralteam. Auch die Möglichkeit zum Empfang des Bußsakramtes ist weiterhin gegeben.

Schön wäre es, wenn diese regelmäßigen Messfeiern aus einigen Kirchen über Webcams in das Internet übertragen werden könnten, so dass die Pfarrgemeinde vor Ort dem Gottesdienst von zuhause aus folgen kann und zusammen mit ihrem Pfarrer auch ihre lokalen Anliegen gemeinsam vor den Herrn bringen können.

Dreimal Wunderbare Mutter, bitte für uns!
Muttergottes, Heil der Kranken, bitte für uns!
Unsere Liebe Frau von Wemding, unsere Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen uns zu!


Gregor Maria Hanke OSB
Bischof von Eichstätt