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Im Wortlaut

Auszug aus der Predigt von Bischof Gregor Maria Hanke OSB zum Kirchweihsonntag, 18. Oktober 2015

Liebe Schwestern und Brüder, immer wieder melden sich kritische Stimmen gegen Glaube und Kirche zu Wort, weil sich den Kritikern die Tiefe des Glaubens und des Kircheseins persönlich nicht erschließt oder weil sie dem Gottesglauben die Kraft zur Horizonterweiterung in Abrede stelle. Wir Christen müssen Rechenschaft und Zeugnis geben von der Hoffnung, die uns trägt.

Ich empfinde es jedoch erschreckend für das gesellschaftliche Zusammenleben, wenn gläubige Christen das Empfinden gewinnen müssen, dass der Weg des Glaubens und des Kircheseins in den Schmutz von zitierten Schmähungen oder Verunglimpfungen gezogen und verhöhnt wird. Ratlos macht mich eine solch verbale Aggressivität, weil meine Geschichtskenntnisse eine derartige Haltung besonders in totalitären gott- und menschenverachtenden Regimen lozieren. Sollte nicht eine Gesellschaft, die stolz ist auf ihre Pluralität, gerade auch jenen gegenüber Toleranz und Respekt aufbringen, deren geistliche Tradition die Kultur dieses Landes geprägt hat?

Pauschale Schmähungen christlicher Glaubensinhalte und der Kirche umfassen dann offensichtlich auch einen Franz von Assisi, eine Elisabeth von Thüringen, einen im KZ Ausschwitz umgekommenen Maximilian Kolbe, einen Franz Jägerstätter, der aus christlichem Geist dem Nazisystem Widerstand leistete und den Kriegsdienst verweigerte, eine Anna Schäffer, um nur einige der heiligen Leitbilder unseres christlichen Pilgerweges zu nennen, Heilige, die die Geschichte unseres Landes bereichert haben.

Wie sehr würde man sich - statt einer von uns als roh empfundenen Aggressivität - Intellekt und Diskursfähigkeit bei der Auseinandersetzung um den christlichen Glauben wünschen, damit wir respektvoll zusammenleben können. Aber statt Schockstarre und Fixierung sollten wir Gläubige die Freiheit, die in unserer Gesellschaft offensichtlich den Rahmen bietet Kirche und Glaube zu verspotten, vermehrt als Raum für unser christliches Zeugnis nutzen, um durch Begegnung suchenden Menschen den Weg des Glaubens, den Weg mit Christus zu eröffnen.

Der Sinn des Lebens und die Schönheit des Lebens erwachsen schon gar nicht aus gehässigen Angriffen, weder von unserer noch von einer anderen Seite, ebenso nicht aus Theorien. Wo hingegen Christus Wohnung findet im Menschen, da ändert sich die Sicht auf die Wirklichkeit, da verwandelt sich das Leben. Welt und Leben des Menschen finden Heimat in Gott. Mensch und Welt werden gottgeweiht, das ist eigentliche Kirchweihe.