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04.05.2022

Münsterschwarzacher „Ruf in die Zeit“: Bischof Hanke spricht über Verantwortung

Bischof Hanke: „Verantwortung heißt teilen und schenken, was ich von Gott erhalte, auch was ich von meinen Mitmenschen erhalte.“ Foto: Anika Taiber-Groh/pde

Eichstätt/Münsterschwarzach. (pde) – „Im Prinzip sind Verantwortungsträger Hebammen. Sie helfen neuem Leben zum Durchbruch.“ Das sagt der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke in einem Gespräch, das im Magazin „Ruf in die Zeit“ der Abtei Münsterschwarzach erschienen und online verfügbar ist.

Schwerpunkt der Mai-Ausgabe der Publikation ist das Thema „Verantwortung“. Hanke, von 1993 bis 2006 Abt der Benediktinerabtei Plankstetten und seither Bischof von Eichstätt, schildert darin, was ihm persönlich Kraft gibt, sich der übertragenen Verantwortung zu stellen. Er beschreibt auch die Rahmenbedingungen, die nötig sind, damit der Verantwortungsträger nicht immer nur der Sündenbock ist, sondern als jemand wahrgenommen werden kann, der „Licht bringt in die Gesellschaft und das Leben anderer Menschen“.

Verantwortung heißt „teilen und schenken, was ich von Gott erhalte, auch was ich von meinen Mitmenschen erhalte“, sagt Hanke. Angst hindere oft Menschen daran, sich verantwortungsvollen Aufgaben zu stellen. „Wer Verantwortung übernimmt, wird dadurch aber automatisch auch verletzlich.“ Hanke spricht von einem „Reinheitswahn“ in der Gesellschaft. „Es darf kein Fehler öffentlich passieren.“ Die Ursache sieht er darin, dass „wir nicht mehr mit Schuld umgehen können. Wenn ich Schuld verdränge, kommt es zum Sündenbockmechanismus. Das schreckt viele ab, heute in die Verantwortung zu gehen. Wo Schuld keinen Platz im Leben hat, dort gibt es umso mehr Sündenböcke.“ Als Bischof kenne er das: „Als Verantwortungsträger wird man schnell zum Sündenbock. Da werden alle dunklen Empfindungen und negativen Seiten, die Menschen selber in sich tragen, auf den Sündenbock gelegt.“

Verantwortung zu übernehmen, heißt für Bischof Hanke nicht, alles im Griff zu haben. „Das wäre schlimm, wenn ich alles im Griff hätte. Dann wäre ich ja ein Diktator!“ Verantwortung zu tragen bedeute auch, die eigene Begrenztheit zu akzeptieren. „Wir sind endliche Wesen. Ich brauche Menschen, die mir beistehen. Und ich darf auf die stärkende Kraft des Gotteswortes, der Sakramente der Kirche, der Gemeinschaft der Kirche hoffen“, sagt der Eichstätter Bischof.

Das Magazin „Ruf in die Zeit“ erscheint vier Mal im Jahr und informiert über Hilfsprojekte der Missionsbenediktiner sowie über das Leben in der Abtei Münsterschwarzach. Das ausführliche Gespräch mit Bischof Hanke ist auch online abrufbar unter www.abtei-muensterschwarzach.de.