Zum Inhalt springen
15.05.2017

Von Schädel-Hirn-Trauma Betroffener berichtet im Sachausschuss Behindertenseelsorge

Über sein Leben nach erlittenem Schädel-Hirn-Trauma berichtete der Nürnberger Dr. David Steinhübl (links) im Sachausschuss Behindertenseelsorge, den Vorsitzende Elfriede Späth-Werner und Stellvertreter Helmut Krauß leiten. Foto: Peter Esser

Über sein Leben nach erlittenem Schädel-Hirn-Trauma berichtete der Nürnberger Dr. David Steinhübl (links) im Sachausschuss Behindertenseelsorge, den Vorsitzende Elfriede Späth-Werner und Stellvertreter Helmut Krauß leiten. Foto: Peter Esser

Wie kann ein Mensch nach erlittenem Schädel-Hirn-Trauma glücklich weiterleben? Darüber hat der 45-jährige Nürnberger Soziologe Dr. David Steinhübl am Samstag im Sachausschuss Behindertenseelsorge des Diözesanrates im Eichstätter Priesterseminar berichtet. Ein Dutzend Mitglieder des Ausschusses erfuhren, wie Steinhübl nach einem schweren Unfall ein zweites Leben führt, das er mit seinem ersten nicht mehr tauschen möchte - selbst wenn er es könnte. Der Referent arbeitet in der Wohn- und Förderstätte von Regens Wagner für Menschen nach Schädel-Hirn-Trauma in Treuchtlingen – nach dem Motto „Gleicher hilft Gleichen“.

„Mein zweites Leben“

David Steinhübl erlitt im Jahr 2004 einen schweren, selbst unverschuldeten Verkehrunfall, lag erst einige Wochen im Koma „und musste absolut bei null anfangen“, erzählte er. Doch so widersprüchlich es klingt: Heute empfindet er das Ereignis als Wendepunkt zum Guten: „Ich durfte sehr viel intensivere Erfahrungen als in meinem ersten Leben machen und dabei Menschen kennenlernen, die mir zeigten, was wichtig, gut und richtig im Leben ist“, schreibt Steinhübl in seinem Buch „Mein zweites Leben“, das er im Rahmen seines Vortrages im Priesterseminar vorstellte. Natürlich erlebe er zahlreiche Einschränkungen: „Ich bin in vielem langsamer, kann nicht mehr rennen, klettern, tanzen und bin körperlich schneller erschöpft“, sagte der Referent. Doch menschliche Eigenschaften wie „Mitfühlen“ und „Herzensbildung“ sowie Werte wie „Vertrauen und Ehrlichkeit“ erfahre er als Mensch mit Behinderung, „der einfach auch auf so vieles vertrauen muss“, tiefer als früher. Wertgeschätzt fühlt sich Steinhübl, der eine Erwerbsminderungsrente bezieht, vor allem dadurch, dass er bei Regens Wagner in Treuchtlingen eine Mitarbeit als Coach auf Geringfügigkeitsbasis leisten kann. Dabei betreut er Menschen, die ein ähnliches Schicksal erlebten wie er selbst. „Für mich ist es ein Traumjob“, brachte Steinhübl auf den Punkt, was diese Chance für ihn bedeutet. Und die Betroffenen in der Einrichtung schätzten es, mit jemand therapeutisch in Beziehung zu stehen, der sich in ihre Situation aus eigener Erfahrung einfühlen kann.

Zum Motto „Gleicher hilft Gleichen“ stellte im Sachausschuss dessen früherer Vorsitzender Günter Einsiedel aus Ingolstadt eine biblische Parallele her, die als „mögliche Melodie der Liebe Gottes“ verstanden werden könne. Er verwies darauf, dass dem Evangelium zufolge Jesus den niedergeschlagenen Jüngern nach seinem Tod als Auferstandener seine durchbohrten und verwundeten Hände zeigte. „Der Gehandicapte reicht seine Hände“, sagte Einsiedel in Anlehung an eine „Theologie der Behinderung“, welche die US-amerikanische Theologin und Professorin für Religionssoziologie Nancy L. Eiesland entwickelte. In diesem Zusammenhang erklärte der Ingolstädter, dass ihn im Sachausschuss Behindertenseelsorge vor allem mehrere mittlerweile verstorbene Engagierte geprägt hätten, die schwerbehindert im Rollstuhl saßen: „durch ihren Lebensmut und ihre Tapferkeit“. Zu ihnen gehöre der in diesem Februar verstorbene Thomas, genannt Salvatore, Schäuble aus Stein. Ihn würdigte der stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses Helmut Krauß aus Treuchtlingen in einem Nachruf als „einen uns allen liebenswerten und äußerst engagierten Mann“. Schäuble sei es unter anderem zu verdanken, dass neurologische Behinderungen stärker bewusst gemacht worden sind.

Fragenbogen von gut 80 Pfarreien ausgefüllt

Vorsitzende Elfriede Späth-Werner aus Ingolstadt informierte, dass mittlerweile über 80 Pfarreien im Bistum Eichstätt den im Sachausschuss entwickelten umfangreichen Fragenbogen „Ist unsere Gemeinde barrierefrei?“ ausgefüllt und zurückgeschickt hätten. Sie bat darum, dass andere Pfarreien dies noch bis zu den Sommerferien tun. Im Herbst sollen alle Antworten ausgewertet werden, um einen neuen Stand über die Situation zu bekommen.

Quelle: Caritas