Rund acht Millionen Menschen in Deutschland ordnen sich Umfragen zur Folge selbst als Vegetarier ein. Einer, der seit einigen Jahren auf den Konsum von Fleisch und Fisch verzichtet, ist Abt Beda Maria Sonnenberg. Seit 2007 leitet er die Benediktinerabtei Plankstetten, die ökologischen Landbau mit eigenem Schlachthof und einer Metzgerei betreibt. Im Interview spricht Abt Beda über Vegetarismus in der Bibel und in der benediktinischen Tradition sowie über Schöpfungsspiritualität.
Herr Abt, was hat Sie dazu bewogen, vegetarisch zu leben?
Das hat sich während eines Seminars „Heilfastens“ ergeben, an dem ich teilgenommen habe. Diese Veranstaltung fand vor der Corona-Pandemie in unserem Gästehaus statt. Nach einer Woche des Fastens hatte sich bei mir der Vegetarismus einfach eingestellt. Es gab also keinen ideologischen Prozess dazu, keine gedanklichen Bewegungen, wie etwa die schöne Natur oder geh anständig mit den Tieren um, sondern es hat sich einfach so ergeben.
Gibt es weitere Vegetarier in Ihrer Klostergemeinschaft?
Ja, wir sind zu viert, die aus unterschiedlichen Motiven vegetarisch leben. Bei zehn Mönchen vier Vegetarier, das ist also knapp die Hälfte.
Und das passt zum ökologischen Profil des Klosters.
Es gibt ganz unterschiedliche Möglichkeiten, wie ich auf das Thema Fleischlosigkeit schaue. Ich betrachte es nicht ideologisch. Zwei von uns sind aus gesundheitlichen Gründen Vegetarier, bei einem sind es grundsätzliche Überlegungen, die zum Vegetarismus geführt haben. Vegetarismus ist eine nachhaltige Lebensweise. Sie führt auch dazu, dass ich viele Lebensprozesse überdenken muss. Wenn ich mich für diese Daseinsform entscheide, dann hat das weitere Konsequenzen.
Zum Beispiel?
Ein praktisches Beispiel: Ein Rind braucht zwei bis drei Jahre bis es schlachtreif ist. In das Tier wurde sehr viel Energie, Material und Aufwand investiert. Bei Gemüse und Brot habe ich wesentliche kürzere Produktionszeiten, von etwa einem Jahr, und vielleicht auch weniger Aufwand. Allein durch die Zeitbrille betrachtet erkenne ich im Hintergrund eine andere Wertigkeit. Entscheide ich mich für eine stärker nachhaltige Lebensweise, muss ich darüber nachdenken, wie ich Nachhaltigkeit auch in der Mobilität, in Lebensvollzügen, bei Kleidung und so weiter lebe.
Wie ist das bei Ihnen?
Bei der Mobilität bin ich sehr vorsichtig geworden. Ich benutze das Auto nur noch, wenn es zwingend notwendig ist. Ich fahre eher mit der Bahn oder mit dem Fahrrad, wenn es geht. Ich bevorzuge, Kleidung zu kaufen, die länger hält und strapazierfähiger ist, die ich auch besser pflegen muss, als Produkte zu kaufen, diese einmal zu tragen und dann zu entsorgen.
Kommt Ihre fleischlose Nahrung hauptsächlich aus der Klostergärtnerei?
Ja, absolut. Bei einer Diskussion in der Gemeinschaft ging es darum, wer hauptsächlich beim Mittagessen ist: die Vegetarier oder die Fleischverzehrer. Jetzt haben wir uns dafür entschieden, dass wir für beide „Fraktionen“ die gleiche Menge beim Mittagessen anbieten. So kann sich jeder, auch der Flexitarier, für die vegetarische Variante entscheiden, wenn er sie gerne haben möchte. Unsere Küche ist bei den vegetarischen Gerichten erfindungsreich.
Was ist ihr Lieblingsessen?
Sehr gut schmecken mir Kartoffelgratin und Kaspressknödel. Die Salate sind auch unwiderstehlich.