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14.05.2025

Unvollendete Schönheit - 600 Jahre Liebfrauenmünster in Ingolstadt

Das Münster prägt nun seit 600 Jahren das Stadtbild Ingolstadts. Foto: Bernhard Löhlein

Ingolstadt - So prächtig der spätgotische Bau des Ingolstädter Münsters zur Schönen Unserer Lieben Frau dasteht, so erhebend das Gefühl ist, unter den Spitzbögen und Gewölben dieser lichten Hallenkirche zu stehen, mag man den Gedanken nicht zulassen, dass es sich bei ihr trotz immerhin rund 100 Jahren Bauzeit in mehrfacher Hinsicht um eine Unvollendete handelt.

Die Kirche der jungen Oberen Pfarr war Teil eines herzöglichen Masterplans, der große symbolische Wurf für die Residenzstadt, die Ingolstadt im 15. Jahrhundert werden sollte. Damals entstanden Schloss, Kathedrale und jede Menge nennenswerter Kunstwerke, zu deren Ausstattung. Alles nach der neuesten, der französisch beeinflussten Mode, alles zur höheren Ehre Gottes und nicht unwesentlich auch der des Wittelsbacher Herzogs Ludwig VII., der als der Gebartete und großherzigster Stifter in die Geschichtsbücher einging. 

Herzogs- und Universitätskirche

Vor 600 Jahren, am 18. Mai 1425, legte man den Grundstein für das Gotteshaus aus Sichtbackstein, das als Grabkirche der Herzogsfamilie gedacht war. Als solche blieb das Münster jedoch unvollendet. Familiäre Fehden führten zur Inhaftierung Herzog Ludwigs. Er starb in Burghausen und fand sein Grab im nahen Kloster Raitenhaslach. Die Gruft, die unter dem Chorraum angelegt war, nahm lediglich zwei verstorbene Familienmitglieder auf und Körperteile zweier weiterer. Der Ort geriet in Vergessenheit und blieb gut vier Jahrhunderte „unentdeckt“, bis man einen großen roten Stein, der ursprünglich für das Grabmal Heinrichs gedacht war, im Chorraum versenken wollte. Seine Oberfläche und damit seine Ausmaße sind bis heute deutlich sichtbar.

 

1472 wurde mit Mitteln, die der Begräbnisstiftung Heinrichs zugedacht waren, die erste bayerische Universität in Ingolstadt gegründet. Das Münster wurde Universitätskirche. Zum Hundertjährigen der Hochschule wurde der prächtige Hochaltar von Hans Mielich errichtet. Dargestellt sind auf über 90 Bildern biblische Szenen. Auf der Rückseite sieht man die heilige Katharina von Alexandrien, die Patronin vieler Bildungseinrichtungen, in der Disputation mit Professoren

Wer an einem geführten Rundgang im Liebfrauenmünster teilnimmt, wird auf eine ganze Reihe von Besonderheiten hingewiesen: die Seitenkapellen mit unterschiedlichen, höchst kunstvoll ausgestalteten Gewölben, den Grabstein des ehemaligen Münsterpfarrers Johannes Eck und weitere künstlerisch bedeutende Epitaphien, Kanzel und Chorgestühl, das Gnadenbild der Dreimal Wunderbaren Mutter. Das Ingolstädter Wahrzeichen atmet eine große Geschichte und signalisiert Beständigkeit. Durch die Jahrhunderte hindurch wurde hier gebetet, gesungen, wurden die Sakramente empfangen, die Kirche wurde ein Stück Heimat, auch für Verstorbene, gab Zuflucht und behütete, war – fast ein Wunder – selbst behütet: keine einzige Bombe traf das Gotteshaus im Zweiten Weltkrieg.

Das Geld war alle

Unvollendet blieb das Münster übrigens auch bei den beiden höchst modern über Eck gestellten Türmen. Sie sind nicht nur unterschiedlich hoch, sondern hätten beide 86 Meter hoch werden sollen. Der Südturm erreichte eine Höhe von 69 Meter, der Nordturm noch sieben Meter weniger. Der schlichte Grund: das Geld war alle. Trotz der mächtigen, über sieben Stockwerke sich erstreckenden Dachkonstruktion, macht der gesamte Bau, schaut man von den höhergelegenen Rändern des Donautals auf die Stadt, einen gedrungenen Eindruck. Die in Ingolstadt geborene Schriftstellerin Marieluise Fleißer soll bemerkt haben, das Münster liege im Gewusel der Altstadthäuser wie eine Glucke. Eine wärmere Liebeserklärung ist kaum möglich.

Text: Michael Heberling für [inne]halten – Die Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt

Festwochenende am 17. und 18. Mai

Die Feierlichkeiten am 17. und 18. Mai markieren den Höhepunkt des Jubiläumsjahres und laden die gesamte Stadtgesellschaft sowie Gäste aus der Region ein, Geschichte, Kultur und Glauben gemeinsam zu erleben.Den Höhepunkt des Festtages bilden um 10 Uhr ein feierlicher Pontifikalgottesdienst mit Bischof Gregor Maria Hanke. Im Anschluss findet im Innenhof des Canisius-Konvikts ein Pfarrfest mit kulinarischen Angeboten, Kaffee und Kuchen sowie einem bunten Rahmenprogramm für Groß und Klein statt.

Ein weiterer Schwerpunkt des Festtages ist das große Festkonzert um 17.30 Uhr. Es ist zugleich auch das Antrittskonzert des neuen Regionalkantors David Kirschsieper. Er bringt Werke von Johann Sebastian Bach, Charles-Marie Widor, Henri Mulet und Maurice Duruflé zu Gehör. Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten. Das Jubiläumswochenende bietet noch zahlreiche weitere Programmpunkte. So werden am Nachmittag von 14 bis 17 Uhr Stationenführungen durch das Münster und zu ausgewählten Kunstwerken angeboten, geleitet von Mitgliedern des Historischen Vereins und des Stadtführervereins. Außerdem ermöglicht die Besteigung des Südturms einen besonderen Blick über Ingolstadt und das Münster.

Bereits am Vorabend (17. Mai, 21 bis 23.30 Uhr) lädt „Münster meets Lights and Beats“ dazu ein, das Gotteshaus in besonderer Lichtstimmung und mit moderner Musik neu zu entdecken. In einer Endlosschleife werden verschiedene Bereiche im Münster individuell mit Licht- und Soundinstallationen bespielt, wobei das Licht präzise auf die Musik abgestimmt ist. Besucherinnen und Besucher können verweilen, lauschen und in die Atmosphäre eintauchen.

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